Weihnachten kommt immer so überraschend

Stand am Weihnachtsmarkt

Bämm! Da ist sie wieder die Weihnacht. Mit all ihrem “Das war immer schon so!”, “ich muss noch…”, und all den Konventionen und Normen die von Familie zu Familie speziell sind. Und was soll ich bloss verschenken? Die Kinder müssen zumindest etwas selber Hergestelltes machen. Weihnachtskarten sollte ich schreiben, Guezli Backen (Plätzchen) mindestens sieben Sorten. Und dann muss ich einkaufen für das grosse Weihnachtsmenü. Und dann am 24igsten bin ich so fix und alle, dass ich mich am liebsten unter den Baum legen würde, um mich von ganzen Vorweihnachtsstress zu erholen. Irre oder?

Ist das wirklich Weihnachten?

Seit ein paar Jahren meldet sich da vor Weihnachten ein ganz schüchterner Gedanke: “Was wäre, wenn…?” Was wäre wenn ich einfach nur noch das mache, was ich wirklich machen will? Wenn es zu Weihnachten nicht das traditionelle Raclette, Fondue Chinoise oder das Schinkli mit Kartoffelsalat gibt, sondern einfach das Lieblingsessen der Kinder? Birte Peters vom Blog “Dein Wichtig” hat über das Weniger-ist-mehr von Weihnachten gebloggt und hat mich inspiriert, noch einmal darüber nachzudenken, was mir wirklich wichtig ist.

Das Weihnachtsessen ist es auf jeden Fall nicht. Als ich gefragt habe, wollten meine Kinder sofort Lasagne, Nüsslisalat und ein feines Dessert. Das passt für mich. Sollte es bis nächsten Freitag noch einmal ändern, ist es auch kein Problem, ich bin da flexibel.

Einmal 2016 habe ich es einfach gemacht

Eine Woche vor Weihnachten klagte meine Mama, dass ihre Ferien wohl ins Wasser fallen würden, weil ihre Partnerin nicht mitkommen könne. Da war er! Dieser magische Moment. Der in dem man alles “wenn und aber” vergisst. In dem man einfach spontan entscheidet. “Ich komme mit”, sagte ich. Vor Weihnachten 4 Tage in die Berge fahren. Das war für mich wie ein Sechser im Lotto. Mein Mann und meine Freundinnen haben meine Idee sofort unterstützt und so waren die Kinder bestens versorgt. Und ich konnte unbeschwert gehen.

Wir hatten das Hotel praktisch für uns allein, denn es war noch Vorsaison. Fürs Nachtessen durften wir ins Restaurant im Dorf, das zum Hotel gehört und das Wetter zeigte sich von der schönsten Seite. Wir haben lange Spaziergänge gemacht und gute Gespräche geführt. Kaffee getrunken und gelesen. Einfach ein Genuss.

Okee, aber was war mit Weihnachten? Ich habe es delegiert. An Heiligabend war es lange Tradition, dass die Familie meines Mannes bei uns war. 13 Personen am Tisch. Weihnachtsbaum geschmückt, Haus geputzt, alles so perfekt, dass die Gastronomin in mir zufrieden war. Wenn ich ehrlich bin, war das immer ganz schön stressig.
Jetzt war es anders. Jeder bekam von mir einen Auftrag fürs Essen. Ich musste nur noch ganz wenig vorbereiten. Mein Mann hat den Baum geholt und mit den Kindern geschmückt und ich bin total erholt am 23. am Nachmittag heimgekommen. Es ging alles ganz wunderbar und ich war total entspannt.

Weihnachten in Pandemiezeiten

Letztes Jahr hiess es in der Schweiz plötzlich nur noch max. 5 Menschen. Gut, das war dann einfach: Wir vier und meine Schwiegermutter. Gemütlich für uns. Keine Kirche, kein grosses Kochen. Auch wenn es fast doof klingt: Für mich endlich ein Weihnachten, wie ich es mir immer gewünscht habe. Im kleinen Kreis, kein Spektakel, keine Geschenkeschlacht.

Vielleicht denkst du jetzt, der Vorweihnachtsstress war ja aber trotzdem noch da. Nein, den habe ich auch abgeschafft. Bei mir gibt es seit Jahren Karten zwischen den Jahren. Dann nehme ich mir Zeit zum Schreiben. Guezli mache ich nur, wenn ich Lust habe. Wenn ich keine habe, lasse ich sie mir einfach schenken oder kaufe welche. Basteln müssen meine Kids nix, wenn sie nicht wollen. Wir machen kulinarische Geschenke. Das kennst du ja bereits, wenn du mir schon länger folgst.

Dieses Jahr habe ich etwas länger überlegt und es musste erst ein Test gemacht werden. Granola hat überzeugt. Also selber zusammengestelltes, geröstetes Müsli (zum Rezept springen). Mein Sohn backt Zimtsterne und ich werde noch etwas aus der Rührwerk-Küche beisteuern. Ah ja Teemischung aus selber gezogenen Kräutern steht auch noch auf der Liste.

Die Weihnachts-Werkstatt im Hause Rührwerk

Ich bin sehr froh, dass die Ferien dieses Jahr schon heute starten und wir noch fast eine Woche haben. Eine Woche zum Herunterfahren, zum Werkeln und um den Advent mit den Kindern zu geniessen. Natürlich gehört auch “Drei Nüsse für Aschenbrödel” dazu. Ich bekenne, den hab ich seit Jahren auf Video. Und wir sehen ihn uns in der Adventszeit immer ein- bis zweimal an.

6 Rezepte für kulinarische Geschenke

Und zum Schluss noch dies

Wenn du auch die Tendenz hast, dich vor Weihnachten unter Druck zu setzen, überleg dir, was passiert, wenn du etwas weglässt. Ja, ich weiss, es gibt Dinge, die will man unbedingt machen. Für die solltest du dir auch unbedingt Zeit nehmen. Aber ob im ganzen Haus Staub gesaugt ist, oder ob es nur drei Sorten Plätzchen hat, das kann dir egal sein. Ausgenommen natürlich, wenn du Backen liebst, dann nimm dir die Zeit genau dafür.


Und wenn du jetzt sagst: “Aber was sollen die anderen denken? Ich muss doch… “, dann lass sie denken. Sei nett mit dir selber. Lass dir helfen und geniess die Tage. Ich glaube nämlich, dass es an Weihnachten viel weniger Streit gäbe, wenn wir nicht so hohe Erwartungen an uns und unsere Familie haben. Ich werde es dieses Jahr auf jeden Fall weiter versuchen. Ich werde ganz viel von dem machen, was ich will und ganz wenig von dem, was ich denke zu müssen. Lässt du auch etwas weg? Wie schaffst du alles? Lasse es mich in den Kommentaren wissen, ich bin sehr gespannt.

Jetzt wünsche ich dir von Herzen frohe und erholsame Festtage. Und grüsse dich ganz herzlich von der letzten #blognacht im Jahr 2021.

Frau Rührwerk


Granola selber machen

Granola am Rösten im Backofen

Zutatenliste für 2-3 Geschenk-Portionen

  • 2 Tassen Flocken (Haferflocken, Hafernüssli, Cornflakes, Hirseflocken usw.)
  • 1/2 Tasse Nüsse oder Mandeln
  • 1/4 Tasse Kerne (ich nehme Sesam, Leinsamen geschrotet und Sonnenblumenkerne)
  • 1/2 Tasse getrocknete Früchte
  • 1 Prise Salz
  • 2-3 Esslöffel Honig (es geht auch Zucker, Birnel, Ahornsirup usw.)
  • 2 Esslöffel Oel (ein eher neutrales nehmen, oder was da ist)
  • 1 Teelöffel Vanilleextrakt

Was wir auch brauchen

  • Rüstbrett, Schüssel und grosses Messer
  • 1 Tasse zum Abmessen
  • 1 Backblech mit Backpapier ausgelegt und eine Kelle zum Wenden

Vorgehen

  1. Trockenfrüchte klein würfeln. Die getrockneten Beeren beiseite stellen. Die Nüsse grob hacken. Die restlichen Zutaten abmessen und alles in die Schüssel geben und gut mischen.
  2. Masse aufs Backpapier geben und gut verteilen. Bei 160° Grad für 20-30 Minuten rösten. Nach 10 Minuten die Masse wenden.
  3. Masse auskühlen lassen, Beeren beigeben und gut durchmischen. Nach dem vollständigen Erkalten kann das Granola hübsch verpackt werden und fertig ist das Geschenk.

Varianten

  • Ich habe Kokosöl (ja ich weiss, nicht über alle Zweifel erhaben) verwendet, weil das grad da war und habe noch
  • 2 Esslöffel Kokosflocken beigefügt
  • Mit Zimt oder anderer Gewürzmischung testen
  • Bei den Trockenfrüchten haben wir selber getrocknete Apfelstücke klein geschnitten und beigegeben und getrocknete Erdbeeren. Bei uns im Naturlade Wald hat es eine wunderbare Auswahl an Trockenfrüchten und getrockneten Beeren, wie auch an Flocken. Es kann wirklich nach Lust und Laune zusammengemischt werden.
  • Für die Schokoladentiger können nach dem Erkalten sogar Schokoladenspähne oder Schokoladenwürfeli beigegeben werden.

5 Meinungen zu “Weihnachten kommt immer so überraschend

  1. Pingback: Blognacht Vol. 12: Das berühmte Quentchen mehr

  2. Birte sagt:

    Liebe Karin, so ein schöner Artikel! Genau so sollte Weihnachten sein. Lieber ohne Stress und dafür mit mehr von dem, was wirklich wichtig ist. Am Ende wollen doch all unsere Lieben, dass wir glücklich sind. Wenn sie also zu uns kommen zum Feiern, dann werden sie es genießen (müssen 😉 wie wir das tun.
    Danke auch für die Erwähnung! Ich freue mich, wenn mein Artikel inspirieren konnte.
    Ach, und das Rezept werde ich natürlich ausprobieren, klingt lecker!
    Liebe Grüße
    Birte

    • Frau Rührwerk sagt:

      Vielen Dank, liebe Birte. Ja, so soll es sein. Jetzt hat es halt bisher (wer weiss was morgen noch kommt) tatsächlich nur 2 Sorten Plätzchen. Und ich habe irgendwie alles vergessen zu machen, was ich “hätte tun sollen”. Aber es stresst mich nicht. Ich werde morgen noch ein paar Dinge für mich tun. Und dann wird es so oder so Weihnachten.
      Doch, Granola für mich ganz allein hab ich heute noch gemacht. So mag ich Müsli nämlich auch ;-). Viel Spass beim Ausprobieren.
      Liebe Grüsse und schöne, ruhige Festtage
      Karin

  3. Edith Leistner sagt:

    Liebe Karin,
    ich backe schon seit Jahren keine Plätzchen mehr vor Weihnachten. Das hat den einfachen Grund, dass es mir keinen Spaß macht, wenn ich es alleine machen muss und dann auch noch alleine verspeisen muss. Bleibt ja doch nur als Hüftgold an der Taille hängen.
    Dieses Mal habe ich aber beschlossen, mal wieder welche zu backen. Aber nicht vor Weihnachten, sondern ganz gechillt in den ersten Tagen des neuen Jahres. Und das hat auch einen besonderen Grund. Meine fast 85jährige Mama und meine fast 80jährige Schwiegermama kommen mich dann besuchen. Und dann werden wir “drei” Alten mal wieder Plätzchen backen, so wie früher. Und natürlich genau so wie früher viel dabei erzählen. Die Plätzchen, die dann dabei entstehen werden wir dann ganz frech anders nennen, nämlich “Jahresbeginnkekse”. ;-))
    Lieben Gruß

    • Frau Rührwerk sagt:

      Liebe Edith ,
      was für eine schöne Idee! Jahresbeginn Kekse finde ich super. Ich glaube wir sollten sowieso viel mehr Untermjahr-Kekse backen. Das wäre viel klüger, als an Weihnachten einen Marathon hinzulegen, im Januar alte Kekse verwerten zu müssen und dann auch nohc 3 kg Hüftgold zum abtrainieren zu haben. Eigentlich wenn man es ganz trocken betrachtet eine richtige Sisiphus-Übung.
      Liebe Grüsse und frohe Weihnachten
      Karin

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