Eigentlich ist der Dezember ja längst vorbei. Aber weil mir ein kleines Virus zwischen den Jahren meinen Plan etwas durcheinander gebracht hat, kommt das Dezemberbuch erst jetzt. Auslassen wäre zwar eine Möglichkeit gewesen, aber irgendwie ein bisschen schade. Darum ein weiteres Lieblingsstück aus meinem Bücherschrank: Das kleine schmale Büchlein von Tanja Grandits. Es ist sehr schön aufgemacht. Und mit seinem pinken Rücken alles andere als unscheinbar. Auf dem Umschlag sind die Rezeptfotos aus dem Buch kachelartig abgebildet, was mich sehr “gluschtig” macht (Schweizerdeutsch für “ich habe Lust darauf”).
Erschienen ist das Buch “Eingemacht & Ausgepackt” 2008, im AT Verlag. Geschrieben hat es Tanja Grandits die wunderbare Starköchin und fotographiert hat Michael Wissing.
Im Verlag ist das Büchlein aktuell nicht mehr im Shop. Vielleicht kann man es bekommen wenn man danach fragt. Und auf der Webseite des Stucki Basel, kann es auf jeden Fall bestellt werden.
Die Autorin
Tanja Grandits. Die beste Köchin der Schweiz. Sie wurde 2020 bereits zum dritten Mal Köchin des Jahres des GaultMillau (2006/2014/2020) und hat sich im Stucki in Basel 19 Punkte erkocht. Dies Auszeichnung haben nur gerade mal sieben Restaurants. Die anderen sechs werden von Männern geführt. Das ist aber noch nicht alles, sie hat auch noch zwei Michelin-Sterne.
Wer die Auszeichnungen auf der Webseite des Stuckis sucht, sucht diese vergebens. Ich bin Frau Grandits zwar noch nie live begegnet. Aber ich habe sowohl Interviews mit ihr gelesen, als auch schon Reportage über sie gesehen. Sie ist eine eher kleine, feine Person. Sie tritt bescheiden und doch selbstbewusst auf. Von Star-Allüren keine Spur.
Auf der Webseite ist ihre Küche folgendermassen beschrieben: “Tanja Grandits verwendet beste Grundprodukte, setzt meisterhaft Kräuter und Gewürze ein und kreiert so ihren konsequent-unverwechselbaren Stil.”
Und das ist genau das, was mich an ihrem Schaffen so beeindruckt. Ihre Konsequenz und auch ihre Beständigkeit. Sie kocht seit Jahren an der Spitze der Schweizer Gastronomie. Und ja, wer Profiküchen kennt, weiss was das für eine Leistung ist! Ihre Bücher sind alle wunderschön. Tolle Rezepte, mit sinnlichen Zutaten und von wirklich guten Fotographen in Szene gesetzt. Und alle sind so gemacht, dass man die Rezepte problemlos nachkochen kann. Was bei Profiköchen wirklich nicht selbstverständlich ist, weil sie die Rezepte in “Küchensprache” schreiben. Dabei ist Küchenlatein jetzt wirklich keine Allerweltssprache. Wer das bei Frau Grandits vermutet, täuscht sich. Klare Sprache, klare Anweisungen und ehrliche Zutaten. So kommen ihre Bücher alle daher.
Zum Inhalt
Das Vorwort
Das Vorwort schreibt Sabine Knappe, die ehemalige Redaktorin vom “Der Feinschmecker”, einem Gourmet Journal. Es ist kurz gehalten und beschreibt eigentlich genau das, was auf der Webseite vom Stucki steht. Das Tanja Grandits mit guten und wertvollen Lebensmitteln arbeitet und diese mit den entsprechenden Zutaten veredelt. Zusätze oder gar Künstliches haben in ihrer Küche keine Chance. Konserviert wird immer ganz natürlich, oder es muss dann halt eben rascher verzeht werden.
60 Rezepte sind es, die gerne nachgekocht werden möchten.
Der Aufbau
Aufgebaut ist das Buch nach folgenden Kriterien:
- Eingemacht, eingelegt und getrocknet
- Pestos und Pasten
- Gewürze
- Oele und Buttermischungen
- Marmeladen & Co.
- Sirup und Saucen
- Süssigkeiten und Snacks
- Gebackenes und Ungebackenes
Bei einer Doppelseite ist die eine Seite immer ein Foto und auf der anderen Seite findet man ein bis zwei kurze Rezepte. Was auffällt ist, dass wirklich praktisch jedes Rezept mindestens ein Gewürz braucht. Gewürze sind ihre grosse Leidenschaft von Frau Grandits. Und vielleicht ist es bei uns auf dem Dorf nicht immer ganz einfach das entsprechene zu bekommen. Wobei in unserem Naturlade in Wald kann man die meisten die mir beim durchlesen begegnet sind, kaufen.
Zwischendrin kommt immer mal wieder eine Doppelseite auf der Tanja Grandits an einem Tisch im Garten mit den Zutaten zu einem Rezept fotographiert ist, ab und zu auch mit ihrer Tochter. Das finde ich sehr sympathisch, weil es so natürlich wirkt und nicht so gestylt, wie sonst die Bilder von Rezepten von Starköchen.
Manchmal sind es ganz einfache Rezepte, die aber wunderbare Geschenke sind. Zum Beispiel selber gemachter Vanillezucker, verschiedene Marmeladen oder auch die Salzbutterkaramellen. Ich glaube diese nehme ich mir sehr bald vor. Ich liebe Caramel in Verbindung mit Salz. Nebenbei: zum neuen Jahr habe ich wieder einmal Gläser voller Glück verschenkt (hier geht es zum Rezept).
Mein Fazit zu Tanja Grandits Buch “Eingemacht & Ausgepackt, Geschenke aus meiner Küche”
Was mir auffällt sind die Haltbarkeiten. Die sind meiner Meinung nach sehr kurz gehalten. Das fällt mir bei vielen Profiköchen auf. Ich vermute, das hat damit zu tun, dass man daheim andere Qualitätsansprüche hat, als in einer Topküche, wie der von Frau Grandits. Die wunderbaren Gewürze verlieren natürlich mit der Zeit an Intensität und die Marmeladen an Farbe. Essen würde ich es meistens aber trotzdem noch länger. Wie immer: Augen, Nase und Verantwortung, dann klappt es wunderbar. Aber ich glaube, das können wir erfahrenen Einkocher:innen ganz gut für uns selber anpassen. Oder etwas kann noch sterilisiert oder eingekocht werden, um die Haltbarkeit zu verlängern.
Was mir fehlt, sind die Angaben, welche Menge man aus einem Rezept macht, respektive wieviele Gläser es von etwas gibt. Aber das kann man sich ja nach dem ersten Ausprobieren dazuschreiben.
Von mir bekommt “Eingemacht & Ausgepackt, Geschenke aus meiner Küche” von Tanja Grandits 4,5* Der kleine Abzug ist für die beiden oben genannten Dinge. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Herzliche Grüsse aus der Schreibküche
Frau Rührwerk