Mutmacher für alle Anfänger*innen

zwei Weckgläser mit Kompott

Alle Jahre wieder kommt die Diskussion um die Einkochzeiten auf. Besonders die Tomatensauce steht jedes Jahr im Fokus. Ja, es gibt Grundregeln und es gibt Spielraum. Und nicht mal die Grundregeln sind überall einheitlich. Wie soll sich da eine Anfänger*in die erst mit Einmachen beginnt überhaupt zurechtfinden? Darum schreibe ich heute einen Mutmacher Artikel für Anfänger*innen.

Das Wissen hier auf Rühr-Werk habe ich für Euch mit Quellenangaben hinterlegt und verifiziert. Ich habe mich bei Lebensmitteltechnologen und bei der Leiterin des Faches Einkochen und Haltbarmachen an der Bäuerinnenschule informiert. Und ich bin ausgebildete Laborantin – wobei ich mich ja hier eigentlich gar nicht verteidigen muss 😉

Wer mich kennt, weiss dass es mir wichtig ist, hinter die “Regeln” zu schauen. Also Rezepte und Einkochzeiten zu prüfen, respektive zu verifizieren. Ganz im Sinne von: “Glaub nie alles, was geschrieben steht!” und dann auch noch “Vom hören sagen, lernt man lügen”. Das mein wichtigster Tipp an alle Anfänger*innen.

Diesen Artikel schreibe ich als Mutmacher, für alle die frisch starten. Ich finde es toll, dass ihr Gläser mit Genuss füllt! Und für all meine treuen Leser*innen natürlich auch.

Ich freue mich über alle, die sich ans Einkochen wagen

Für mich gibt es nichts Schöneres, als wenn mir jemand erzählt oder schreibt, er oder sie hätte mit Einkochen angefangen. Mein Herz hüpft jedes Mal ein wenig, wenn ich nach einem Kurs ein Mail erhalte, und mir jemand schreibt sie hätten sich bei mir mit dem Einkochvirus infisziert.

In meinen Kursen warne ich aber auch vor Facebook. Es gibt dort wirklich geniale Gruppen. Wenn es um Ideen oder Tipps geht, ein wahrer Ideenpool. Meine Warnung an die Anfänger*innen: Manchmal sind da auch Besserwisser*innen und Kritisierer*innen drin. Manchmal bin ich echt schockiert, was ich da von selbsternannten Expert*innen lese, und in welchem Ton mit Anfänger*innen umgegangen wird.

Ich verstehe, dass da manchmal gleich die Lust aufs Einkochen verfliegt. Aber das ist wirklich schade, und völlig unnötig. Weils unglaulich viel Freude machen kann.

Verunsicherung ist ein schlechter Ratgeber

Ich habe vor einiger Zeit mal über eine Anfängerin geschrieben, die nach so einer Hickhack-Debatte ihr Apfelmus lieber wieder im Laden gekauft hat. Da gab es tatsächlich Angaben von “nur heiss abfüllen reicht” bis hin zu mindestens für zwei Stunden einkochen, sonst ist es lebensgefährlich. Da verstehe ich, wenn man zum Schluss total verunsichert ist.

Wie soll sich da jemand der Anfänger*in ist orientieren können? Das ist der Grund, warum ich so eine Verfechterin von Wissensvermittlung, Eigenverantwortung und Tolleranz bin. Es gibt Fakten, die wissenschaftlich belegt sind. Und es gibt das alte Wissen unserer Grossmütter. Es gibt ein paar Regeln die fix sind (Einmachregeln) und es gibt den gesunden Menschenverstand und unsere Sinne.

Eingemacht wird schon über 100 Jahre, das muss nicht neu erfunden werden. Die Technik ist ein wenig moderner, wobei die alten Methoden immer noch wunderbar funktionieren. Aussagen, wie “das hat man früher falsch gemacht” sind schlichtweg überheblich. Immerhin haben unsere Vorfahren diese Techniken überlebt, sonst wären wir heute ja nicht da 😉

Die wichtigste Regel

Wenn sich ein Glas, das nach dem einmachen richtig mit Vakuum verschlossen war,
von alleine öffnet, respektive es kein Vakuum mehr hat,
wird der Inhalt im Abfall entsorgt! IMMER

Da gibt es für mich kein “wenn und aber”. Ja, es ist richtig, dass man es einfach gut durchkochen könnte, und dann würde ein allfällig vorhandenes Gift von Clostridium Botulinum zerstört. Aber hey! Das ist das stärkste Gift in der Natur. Da gehe ich keine Risiken ein, da mache ich keine Experimente mit mir und meiner Familie. WEG, IMMER!

Wobei man relativieren muss. Gläser die sich öffnen, die stinken so übel, dass ich nicht auf die Idee komme, etwas trotzdem zu essen. In den allermeisten Fällen gärt etwas darin. Oder es hat sogar noch Vakuum und stinkt trotzdem. Auch das essen wir nicht mehr. Clostridium Botulinum würde man nicht riechen, das ist das perfide, aber netterweise produzieren die Luft und das löst eben das Vakuum.

Meine Ausfall-Quote

Wenn ich mich an die Einkochzeiten halte (Tabelle gibt es hier), dann habe ich in der Tat sehr wenig Ausfälle. Maximal 1-2 Gläser pro Jahr, die einfach aufgehen, ohne ersichtlichen Grund. Und dann immer noch die Frage, ob es sich dabei um ein heikles Produkt, sprich eines mit hohem Eiweissanteil handelt. Weil es dann auch gefährlich sein kann (Clostridien brauchen Eiweiss um sich zu vermehren). Es kommt in jedem Fall in den Abfall.

Wie bereits erwähnt, ist es viel öfters der Fall, dass ich die Ursache gleich sehe, respektive rieche. Oft stinkt der Inhalt nämlich schon zum Himmel! Auch schon kamen wir nach den Ferien ins Haus und ich dachte mir gleich, wenn nicht die Katze markiert hat, ist es ein Glas im Keller. Und siehe da, es waren die Kuchen, die ich mit Fallobstäpfeln gebacken hatte. Einen hatte ich wohl zuwenig ausgeschnitten. Also weg damit.

PS. Als ich in einem Jahr für meine privaten Gläser das vorgängige Sterilisieren der Gläser weggelassen hatte, gab es viel mehr Schimmelbefall auf Kompotten. Ich dachte nämlich: wird ja eh eingekocht, kann ich mir sparen. Ähm Nein! Es macht durchaus Sinn und verhindert Verderb. (Die Anleitung gibt es hier)

Lass dich als Anfänger*in nicht verunsichern!

Wie und wo du dir dein Wissen aneignest ist natürlich ganz allein deine Sache. Wichtig ist, dass du Sicherheit gewinnst und die Verantwortung für deine Gläser übernimmst. Hinterfrag Einkochzeiten und Rezepte kritisch. Wenn etwas schief geht, kannst du nach den Ursachen forschen. Das Haltbar ABC auf meiner Seite, welches ich mit Marie Thérèse von küCHenzauber.ch mit Wissen übers Einmachen gefüllt habe steht dir zur Verfügung. Und wenn du da etwas nicht findest, lass es mich wissen. Dann kann ich es ergänzen. Ganz im Sinne einer lernenden Organisation.

Und zum Schluss noch dies…

Lass dir von niemandem einreden, dass Einmachen gefährlich ist. Das ist es nur, wenn man die Grundregeln und die entsprechenden Einkochzeiten nicht beachtet. Fang mit den einfachen Sachen, wie Essigkonserven, Obstkompott oder Tomaten-Gemüsesauce an. Und steigere dich mit der Erfahrung. Ich finde Currygemüse oder Mixes Pickles sind gute Startrezepte, bei denen praktisch nix schief gehen kann.

Einmachen soll Spass machen, soll Genuss sein und soll sicher nicht verunsichern. Wenn du Anfänger*in bist, würde ich mich erst mal einlesen oder dann im nächsten Jahr einen Kurs buchen. Und wenn du Fragen hast, melde dich bei mir.

Herzliche Grüsse aus der Schreibküche

Frau Rührwerk

PS. Noch ein kleiner Tipp für alle Anfänger*innen: wenn du im Suchfeld Buch eingibst, kommen einige Rezensionen für Einmachbücher. Das hilft vielleicht, wenn du eins kaufen möchtest.


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