Bald isch wider Fasenacht!

Schenkeli auf einer Platte mit dem Kinderreimbuch "Hüt isch wider Fasenacht, wo-n-is d'Muetter Chüechli bacht"

Kulinarik vor der Fastenzeit

Vor dem Fasten wurde und wird an der Fasnacht noch einmal richtig “über die Stränge geschlagen”. Viele kulinarische Genüsse sind mit dieser speziellen Zeit verbunden. Schlemmereien und Fressgelage. Mit viel Fett und viel Zucker, triefend und köstlich lecker. Da gab, und gibt es beispielsweise bis heute den Schüblig-Zischtig. Seit mehr als vierhundert Jahren wird am Dienstag vor Aschermittwoch von den Metzgern diese spezielle Wurst gemacht, und sehr viele davon gegessen.

Die Bäcker stellen Pasteten und Zwiebelwähen her. Und nach einer kalten Nacht am Morgenstraich löffelt man klassisch eine heisse Basler Mehlsuppe.

Süsses im “Schmutz” ausgebacken

Der Schmutzige Donnschtig ist der Auftakt der Fasnacht. “Schmutzig” nicht wegen Dreck und Schmutz, sondern “Schmutzig”, weil Schmutz früher ein anderes Wort für Fett war.

Für diesen Tag wurden dann all die wunderbaren süssen Mehlspeisen hergestellt. Diese wurden und werden heute noch frittiert. Das muss so sein. Das ist Genuss pur für mich und sind wir mal ehrlich, zuckerfreie im Ofen gebackene Vollkornkrapfen sind einfach nix für Fasnacht.

Ich will luftige “Fasnachtsküechli”, mit vielen Blasen und noch viel mehr Puderzucker oben drauf. Ich will saftig gefüllte Zigerkrapfen, die im Zimt-Zucker gewendet sind und ich will frittierte Schenkeli die aussen goldbraun sind und im Öl aufplatzen. Dann sind sie richtig. Das helle Innere muss im Riss goldgelb scheinen. So müssen sie sein. Geschmackvoll, goldbraun ausgebacken im Öl. Dann sind sie köstlich und ich geniesse sie mit einer Tasse voll dampfendem, frisch gebrühtem Kaffee.

Ich backe sie traditionell einmal im Jahr. Da darf es ruhig Butter, Zucker und Vollrahm drin haben. Und sie dürfen im heissen Öl schwimmen, genau richtig für Fasnacht eben. (Ungeduldige können hier zum Rezept springen).

Luzerner Fasnacht, “rüüdig schön”

Für mich immer noch eines der grössten Erlebnisse aus der Fasnachtszeit, ist, als ich vor Jahren am Monstercorso in Luzern stand. Dieser findet traditionell am Abend des “Güdis Zischtig” statt (wenn nicht grad Corona ist). Gefühlt die ganze Stand brummte und dröhnte. Die Paukenschläge und Trompetentöne im ganzen Körper spürbar. Es einfach nur war wunderbar! Sich mit allen Sinnen darau einzulassen, zu lauschen und zu tanzen. Auch für die Augen war es ein Fest: Ein Kostüm schöner oder auch schaurigschöner, als das andere. Die Stimmung mit nichts zu vergleichen. Am besten auf der Rathaustreppe, wo es zwischen den Häusern hallt und so richtig dröhnt. Bombastisch!

Basler Fasnacht, ein Stück Geschichte

Ganz anders, aber nicht weniger schön ist der Morgenstraich in Basel. Dieser gehört sogar zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe. Auch das ist für mich ein unvergessliches Ereignis. Das bereits schon mehr als zwanzig Jahre her ist. Da standen all die Leute um vier Uhr morgens in der Stadt. Punkt Vier gingen alle Lichter aus, es wurde stockdunkel. Die wunderbaren Laternen, die Grossen und die die auf dem Kopf über der Larve (Maske) getragen werden, wurden angeknippst und das “pfiffe und trummle” begann. Es war eine sehr feierliche Stimmung. Anders als in Luzern, berührend und fast etwas erhaben, habe ich es in Erinnerung. Einfach wunderschön.

Alte Traditionen heute

Die beiden Fasnachtsanlässe, und viele andere wohl auch, haben ihre Wurzeln im vierzehnten Jahrhundert. Sie waren der Auftakt zur strengen Fastenzeit des Christentums, die von Aschermittwoch bis Ostern dauert. In der Fastenzeit sollte man Mass halten, sich auf Gott besinnen und Busse tun. Aber vorher wollte man noch einmal so richtig über die Stränge schlagen.

Heute würden wir sagen: noch einmal richtig Party machen, bevor man sich mässigen sollte. Das kam die letzten Jahre wieder in Mode. Viele tun das heute wieder, indem sie zwischen Aschermittwoch und Ostern auf Süsses, auf Alkohol oder auf etwas anderes, das in ihrem Leben einen grossen Platz einnimmt, verzichten. Vielleicht heute aus anderen Beweggründen, als im Mittelalter. Aber ich erachte es auch heute och als durchaus sinnvoll.

Und zum Schluss noch dies

Corona lässt mir Zeit, mich wieder auf diese Dinge zu besinnen. Dinge die mir wichtig sind. Dinge die ich lange vergessen hatte, weil immer “zu viel zu tun” war. Aber wenn ich ehrlich mit mir selber bin, bin ich mir da gar nicht so sicher. War es wirklich so, oder wollte ich einfach immer beschäftigt sein, weil es zum guten Ton gehört. Weil man doch nicht einfach faul rumsitzen und tagträumen kann. Das gehört sich doch nicht. So habe ich es jahrelang gehalten. Immer auf Zack, immer unter Strom.

Jetzt, mit Corona ist seit langem Fastenzeit für unser Hirn und unsere Seele. Fastenzeit von Anlässen, von Sitzungen, von Partys, leider auch von der Kultur. Im Lockdown sogar von Shopping. Viele haben genug davon, was ich gut verstehen kann. Auch mir fehlen meine Freunde und wir haben Karten für einige wirklich tolle Künstler, die seit einer gefühlten Ewigkeit nicht auftreten dürfen. Ich freue mich sehr darauf, wenn wir sie dann endlich wieder live erleben und geniessen dürfen.

Ich hoffe, dass es mir dann, wenn die Pandemie vorbei ist, gelingt eine gute Balance zwischen wollen, können und müssen zu halten.

Nachdenkliche Fasnachts-Grüsse

Frau Rührwerk


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Goldbraune Schenkeli

Für Fasnacht: im Oel ausgebackene Schenkeli präsentierta auf einer Platte im Sonnenlicht

Zutatenliste

  • 90 g Butter
  • 150 g Zucker
  • 1/2 Zitrone Schale
  • 1/2 TL Zimt
  • 1 Pr. Salz
  • 2 Eier
  • 1/2 EL Kirsch oder Vanilleextrakt (optional)
  • 6 EL Vollrahm
  • 400 g Mehl
  • 1 TL Backpulver
  • ca. 1-2 Liter Frittieröl (ca. 5 cm hoch, wenn in der Pfanne frittiert wird)

Was wir auch brauchen

  • Platte oder Blech zum Kühlstellen
  • Friteuse, Gusseisenpfanne oder normale Pfanne zum Frittieren
  • Thermometer, wenn in der Pfanne frittiert wird
  • Siebkelle um die frittierten Schenkeli aus dem heissen Fett zu heben
  • Kuchengitter und Haushaltpapier zum Auskühlen und Abtropfen lassen

Teig zubereiten

Butter bis und mit Eier schaumig schlagen,
Kirsch zugeben, Rahm zugeben,
Mehl mit Backpulver mischen, zugeben und zu einem homogenen Teig verkneten.

Ev. mit etwa Mehl auf einer sauberen Unterlage zu daumendicken Rollen formen, in 5-7 cm lange Stücke schneiden, anschliessend für ca. 1 Stunde kühl stellen.


Fertigstellen, fritieren

Zum fritieren geht selbstverständlich eine Friteuse oder auch eine normale Gusseisenpfanne. Frisches Fritieröl einfüllen und auf 170° C erhitzen.
3 – 5 Schenkeli zusammen fritieren, bis sie aufspringen und die richtige Farbe haben, zwischendurch mit der Schaumkelle wenden. Ca. 2 Minuten pro Seite, je nach Dicke der Schenkeli
Anschliessend die fertigen Schenkeli mit der Schaumkelle herausheben, zum Abkühlen auf das mit Haushaltpapier bedeckte Kuchengitter legen.


Aufbewahren und Haltbarkeit

In einer Dose oder einem Glas aufbewahrt halten sie ca. eine Woche. Falls sie nicht vorher alle schon aufgegessen sind.
Allenfalls kann unten in die Dose ein Haushaltspapier reinlegen.

Allen eine schöne Fasnachts-Zeit!


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