Das Novemberbuch: “Vorrat halten” von Hildegard Rust

Buch Vorrat halten von Hildegard Rust mit Weckgläsern

Der Titel ist mit “Vorrat halten” wenig spektakulär.Im Untertitel steht: “Einkaufen, Kühlen, Gefrieren, Einmachen, Lagern, Trocknen und Dörren, Einsalzen, Pökeln, Räuchern, Alkoholische Gärung, Milchsäuregärung. Mit bewährten Rezepten zur Gemüse-, Obst-, Milch- und Fleischverarbeitung”. Etwas lang, aber er sagt praktisch alles. Viel Wissen zum Thema Vorrat kompakt zusammengefasst. Zu fast jedem Thema des Haltbarmachens findet sich eine Erklärung.

Ich besitze die 2. Auflage von 2012. Ursprünglich hiess es “Praktische Vorratshaltung zu Hause.” und wurde 1986 veröffentlicht. Heute wird es im Alois Knürr Verlag, München, herausgebracht.

Die Autorin

Das Novemberbuch hat Hildegard Rust geschieben. Sie hat Haushalts- und Ernährungswissenschaft studiert. Sie hat 30 Jahre in Bayern an der Landwirtschaftlichen Schule ausgebildet. Dort hat sie wohl Generationen von Bauersfrauen unterrichtet. Gute Ernährung und nachhaltige Vorratshaltung ist ihr ein grosses Anliegen. Zuletzt hat sie 10 Jahre für das bayrische Staatsministerium gearbeitet und hat sich dort insbesondere für die Verpflegung in Krippen und Schulen und in der Familie eingesetzt.

All das Wissen hat sie über die Jahre auch praktisch umgesetzt. Einerseits auf dem Bauernbetrieb mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen, andererseits auch für ihren Kleinsthaushalt, als sie in München gearbeitet hat. Sie weiss definitv sehr genau wovon sie schreibt.

Zum Inhalt

Das Vorwort

Was für wahre Worte von Frau Rust gleich zu Beginn des Buches: “Die Wertschätzung für Lebensmittel war früher ungleich höher.” Ja, das war sie wirklich. Und ich glaube, dass es langsam wieder besser wird. Das Buch wurde 2012 neu veröffentlicht, als das nachhaltige Denken wieder langsam Fahrt aufnahm.

Frau Rust zitiert Hans-Peter Dürr aus seinem Buch “Warum es ums Ganze geht” folgendermassen:
“… dass Nachhaltigkeit nicht in der genauen Befolgung bestimmter Rezepte erreicht wird, sondern durch eine “offene, aufmerksame, umsichtige, flexible, kreative, einfühlsame und liebende Lebenseinstellung. “
Wie wunderbar sich dieser Satz in der heutigen Zeit liest, wo Nachhaltigkeit in aller Munde ist. Fast wie ein Werbeslogan und in der Werbung auch oft missbraucht wird, um den Umsatz von Dingen zu steigern, die die Menschheit nicht brauch.

Sie geht auch darauf ein, dass man sich anfängt wieder auf die urspünglichen Werte und einen einfachen Lebensstil zu besinnen, um so auf die Probleme der Gesellschaft zu reagieren.
Wobei ich nicht weiss, ob das schon in der ersten Veröffentlichung von 1986 so drin war. Wenn ja, wäre es sehr visionär gewesen, weil dann die grosse Einmachwelle aus den 70er Jahren grad wieder am abklingen war. Sind Gefriertruhen doch für Private erschwinglich geworden. Wobei auch 2012 hat sie einen Trend erkannt, der in den letzten Jahren stetig gewachsen ist.

Die Idee des Buches ist ganz klar ein Nachschlagewerk zu schreiben, das fundiertes Wissen zur Verfügung stellt. Praktisches Basiswissen soll verständlich vermittelt werden, um Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten und die Verbraucher zu sensibilisieren.

Zum Aufbau des Buches “Vorrat halten”

In der Einführung geht es um Grundsätzliches. Ernährung, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit. Es wird der Aspekt von Allergien und Unverträglichkeiten beleuchtet und dann geht es in die Praxis.

Als erstes wird beschrieben, wie der nötige Vorrat für einen Haushalt berechnet werden. Das kann man mittels klaren Formeln machen und es sind Beispiele aufgeführt, um eine Vorstellung zu bekommen. Wobei ich mich grad frage: 130 kg Kartoffeln für eine 4 köpfige Familie und nur ca. 18 kg Teigwaren, das wäre bei Familie Rührwerk wohl umgekehrt.

Auch der Notvorrat kommt zur Sprache. Wie vorbildlich bist du da? Ich nicht so sehr. Klar habe ich meine Einmachgläser und meine Fruchtaufstriche im Keller. Da kommt mir grad der Sanitärinstallateur in den Sinn, der am ersten Tag des Lockdowns 2020 unseren Boiler reparieren musste. “Also verhungern werden sie sicher nicht die nächsten Monate”, meinte er schmunzelnd. Ich habe ihm dann noch 2 Gläser Gonfi geschenkt, so von wegen Genuss und so.

Dann kommt etwas, das ich so noch in keinem Buch gefunden habe: Labels. Und zwar aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, die gängisten Labels die auf Lebensmitteln kleben und was sie bedeuten.

Gut, jetzt hatten wir Grundsätzliches, haben den Bedarf berechnet, etwas über Notvorrat und Labels gelernt, also folgt logischerweise jetzt der Einkauf. Sehr umfangreich wird auf 20 Seiten auf jede Produktsparte aber auch auf das grosse Ganze eingegangen. Worauf soll man achten, wo einkaufen, wie kann man sparen, wie erkennt man Qualität usw. Sehr praxisnah erklärt.

Nach dem Einkauf kommt noch der Lebensmittelverderb, bevor es dann ans Konservieren geht.

Folgende Methoden um Vorrat anzulegen werden beschrieben und sind jeweils mit soliden Rezepten vervollständigt:

  • Kühlen und Gefrieren
  • Sterilisieren und Pasteurisieren
  • Frischlagerung unter dem Aspekt des vorsorgenden Klimaschutzes
  • Trocknen und Dörren
  • Milchsäuregärung
  • Alkoholische Gärung
  • Einlegen in Öl oder Butter/ in konservierende Lösungen
  • Salzen
  • Pökeln
  • Räuchern
  • Milchpodukte selber herstellen
  • Fleischverarbeitung
  • Wir feiern ein Fest mit den selbst hergestellten Spezialitäten, 10 Schritte für das Gelingen
  • Und natürlich fehlt auch der Anhang mit Glossar, Sachregister, Literaturverzeichnis.

Was ich etwas schade finde, ist dass das Hygienekonzept für den Privathaushalt erst im Anhang kommt. Aber das bin halt ich, das käme bei mir vor dem Start, weil vieles nicht gelingt, wenn die Hygiene nicht beachtet wird, oder auch wenn das nötige Wissen fehlt.

Mein Fazit zum Buch “Vorrat halten”

Ein sehr gutes Nachschlagewerk. Die Angaben sind alle, bis ins Detail nachvollziehbar und sehr übersichtlich aufbereitet. Ich nehme es immer wieder zur Hand, wenn ich etwas nicht weiss, oder etwas gefragt werde. Vielleicht ist dir sogar aufgefallen, dass ich es bei einigen Artikeln vom Haltbar ABC das Buch als Grundlage erwähne, weil es wirklich fundiert ist und “verhebet” wie wir Schweizer:innen so schön sagen.

Es sehr theoretisch aufgebaut. Es ist nicht das tolle Rezeptbuch mit den stylischen Bildern. Und doch liebe ich es als Nachschlagewerk. Vielleicht ist es dir zu theoretisch und bietet zu wenig Inspiration. Dafür sind andere Bücher dann wieder besser geeignet, wie zum Beispiel das Buch aus der Oktoberrezension “Einmachen” vom Pam Corbin, das im AT Verlag erschienen ist.

Von mir bekommt “Vorrat halten” von Hildegard Rust 5* weil es eins der besten Nachschlagewerke ist.

Herzliche Grüsse aus der Schreibküche

Frau Rührwerk

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