Backenzutaten in Coronazeiten sind rar
Es sind seltsame Zeiten. Am 24. März 2020 wurde das Leben plötzlich auf den Kopf gestellt. Das Coronavirus hat sich mittlwerweile über die ganze Welt ausgebreitet und die Bevölkerung der meisten Länder ist angehalten zu Hause zu bleiben. Gut ist, dass wir in der Schweiz zwar daheim bleiben sollen, aber noch einkaufen dürfen. Nur waren Anfangs die Regale leer gekauft. Mehl und Hefe waren plötzlich Mangelware mit Lieferschwierigkeiten. Also ist es Zeit zu backen. Weiter unten findest du das Nicht-kneten-Brot.
Warum Mehl und Hefe? – Eine Annäherung
Ja ich weiss, viele haben Mehl und Hefe gekauft (irgender muss es ja gekauft haben ;-). Aber warum eigentlich? Die Bäcker*innen unter uns haben doch sowieso immer einen Vorrat daheim. Die Bäckereien dürfen nach wie vor geöffnet haben. Also warum, das ist die Frage.
“Dann kann ich wenigstens noch etwas backen” wurde mir gesagt. Irgendwie muss das eine Urangst sein, wie die Geschichte mit dem Toilettenpapier. Wobei sich mir das noch weniger erschliesst, als das mit dem Mehl und der Hefe.
Unser tägliches Brot gib uns heute
“Unser tägliches Brot gib uns heute” heisst es im wohl meist gebeteten Gebet der Christen. B
rot ist ein Grundnahrungsmittel und für viele nicht vom Speiseplan wegzudenken. Aber backen diese Menschen jetzt wirklich plötzlich? Oder ist mittlerweile mindestens ein Drittel der Hefe (meine Schätzung) schlecht geworden, oder vertrocknet? Schade, wirklich schade um das tolle Hilfstmittel das wir brauchen um Brot zu backen. Gerade in einer Zeit, in der wertiges Essen so wichtig für die Gesundheit und auch für die Seele ist. – Darum backe ich heute und Hefe die zuviel ist, kann man übrigens gut in kleinen Portionen einfrieren.
Brotbacken ist (k)eine Wissenschaft
Brot gebacken wird seit Menschengedenken. – Brot ist nicht nur Sattmacher, Brot ist viel mehr. Brot verbindet Menschen. Wir setzen uns gemeinsam hin, brechen das Brot. Nehmen uns Zeit um gemeinsam zu Essen, zu geniessen. Wir erzählen uns beim Essen Geschichten, lachen, hören einander zu und essen knuspriges, ofenfrisches Brot. Genuss pur!
Das Geheimnis vom guten Brot
Im Brot steckt viel Wissen, Erfahrung und auch Philosophie. Leider steckt im industriell hergestellten Brot noch viel mehr, als nur die Grundzutaten Mehl, Wasser, Hefe und Salz. Wobei man erwähnen muss, dass viele gute Bäckereien wieder vermehrt auf “lange Teigführung” setzen. Das heisst es wird weniger Triebmittel verwendet, dafür dem Teig mehr Zeit zum Aufgehen gelassen. Das bewirkt, dass das Brot viel bekömmlicher wird und wir nach dem Genuss keinen Blähbauch haben. Wie früher, bevor mehr, schneller und “Zeit ist Geld” aktuell wurde. Sogar mein Sohnemann hat gemeint, dass er solches Nicht-kneten-Brot viel lieber habe als gekauftes. Aber wie das so ist im Alltag: immer reicht die Energie nicht, oder das Timeing stimmt nicht, dann gibt es halt auch bei uns Bäckerbrot. Schliesslich ist mein Hauptgebiet Fruchtaufstriche herstellen und nicht backen.
Sauerteig und Hefewasser
Aufs Backen haben sich andere spezialisiert. Ich noch nie einen Sauerteig besessen, den ich füttern und pflegen muss, wie ein Haustier. Und wenn ich ehrlich bin, bewundere ich all diese Bäcker*innen, die so diszipliniert sind und genau nach Agenda backen. Ich schaffe das nicht. Das steht aber bereits auf der Liste der Erfahrungen, die ich in meinem Leben noch machen will.
- Sauerteigbrot backen
- Hefe selber züchten
Wenn ich es angehe, werde ich einen Kurs bei Marie Therese von küCHenzauber buchen. Sie hat das Brotbacken in der privaten Küche aus meiner Sicht perfektioniert. Alle, die jetzt sofort starten möchten, finden auf ihrer Seite ganz viel Wissen und viele tolle Rezepte für verschiedenste Brote.
Ich beschränke mich momentan auf das, was ich kann: Ein einfaches Brot, ohne Kneten, mit wenig Hefe und langer Teigführung. Das ist meins und wir mögen es, weil es so fein duftet und sooo knusprig ist, wenn wir es, noch warm aus dem Ofen, anschneiden. Mmmh!
Ein feiner Fruchtaufstrich braucht eine gute Unterlage
Was nützt ein feiner Fruchtaufstrich, wenn wir kein gutes Brot haben? – Ok. löffeln könnten wir ein Glas Rühr-Werk auch. Aber auf Brot (Kuchen oder Glace ginge im Notfall auch 😉 schmeckt es uns immer noch am besten!
Wie immer, kommt es auch hier auf die Zutaten an. Aber keine Angst, dieses Brot funktioniert praktisch mit jedem Mehl. Oft mische ich, was gerade noch da ist. Manchmal gebe ich noch Körner dazu, manchmal nicht. Je nach dem, was ich gerade im Vorrat habe.
Brot für den Vorrat
Vorrat ist das Wort des Monats März, oder besser noch “Hamsterkäufe”. Natürlich ist frisches Brot, noch ein wenig warm, das Beste was es überhaupt gibt. Darauf mag ich Butter, die ganz leicht schmilzt. Mmmh… da fühle ich mich schon fast wie im Schlarafenland. Wenn mal kein frisches da ist, machen wir einfach ein Brot im Glas auf. Zugegeben, das ist nicht ganz so toll wie frisches Brot, aber eine gute Alternative.
Wie dieses einfache, bekömmliche, knusprige Brot funktioniert
Ganz einfach funktioniert es. “No knead” ist grad voll angesagt und heisst “nicht kneten”. Jepp, wir werden den Teig nicht kneten. Wir geben mehr Flüssigkeit zu und rühren den Teig zusammen. Dann lassen wir ihn lange aufgehen und backen ihn schlussendlich wie ein normales Brot, einfach in einer Form. Das kann ein trendiger Gusseisentopf sein. Es funktioniert aber auch wunderbar in einer normalen Cakeform (Kastenkuchenform). Die Form braucht es, weil der Teig flüssiger ist, als ein gekneteter. Ich backe die Brote immer in einer offenen Form. Es gibt auch Rezepte, bei denen wird in einer geschlossenen Gusseisenform gebacken. Funktioniert beides sehr gut, unterscheidet sich nur etwas im Handling. Egal welche Form: das fertige Brot ist Genuss durch und durch.
So und jetzt genug der Worte, machen wir uns ans Backen!
Viel Genuss, bleibt zu Hause und bleibt gesund
Eure Frau Rührwerk
PS. das Rezept gibt es wie immer am Ende des Beitrags als .pdf zum Herunterladen
Das Nicht-kneten-Brot (ergibt 2 Leibe à ca. 30 cm)
Zutaten
- 1 kg Mehl (Type 550)
- 3 gestrichene TL Salz
- 1 gestrichener TL Trockenhefe oder 5-10 g Frischhefe
- ca. 8 dl lauwarmes Wasser
Beim Mehl können verschiedene Sorten gemischt werden. Ein hoher Vollkornanteil braucht ev. etwas mehr Wasser.
Ausserdem brauchen wir
1 Waage, 1 Messbecher, 1 Teelöffel, 1 Kelle oder Löffel zum Mischen,
1 grosse Schüssel, etwas um die Schüssel abzudecken, je nach Ofen 1 kleine feuerfeste Form für etwas Wasser.
Teig mischen
1 kg Mehl in die Schüssel geben, Salz und Trockenhefe zugeben, Körner (max. 100 g im gesamten) nach Wunsch zugeben, kurz vermischen
Falls Frischhefe verwendet wird, diese im Wasser auflösen.
8 dl Wasser beigeben, mit einem Löffel alles verrühren, so dass ein feuchter, aber nicht flüssiger Teig entsteht,
Teig aufgehen lassen
Den abgedeckten Teig ca. 10-18 Stunden um das Doppelte aufgehen lassen. Frischhefe braucht nach meiner Erfahrung eher nur 10 Stunden.
Das kann sehr gut über Nacht geschehen. Je nach dem, wann ich Zeit zum Backen habe, setze ich den Teig entsprechend an.
Teig abfüllen
Teig abfüllen
2 Cakeformen mit Backpapier auskleiden, oder mit Butter einfetten und mit Mehl bestäuben,
Teig je zur Hälfte abfüllen.
Wer keine Cakeform (Kastenform) hat, kann selbstverständlich eine andere ofenfeste Form verwenden.
Backen
Im herkömmlichen Backofen wird der Teig in den auf 220°C vorgeheizten Ofen geschoben, dazu eine kleine ofenfeste Form mit 1 dl Wasser stellen.
Beim modernen Kombisteam Ofen das Brotbackprogramm wählen. Dieses “beschwadet”. Das heisst, zu Beginn des Backprozesses wird Dampf in die Backkammer gegeben, damit die Kruste nicht schon beim Aufgehen austrocknet. Hier wird das Brot in den kalten Ofen geschoben.
Die Backzeit beträgt ca. 40-50 Minuten. Das Brot soll oben schön knusprig sein, wie auf dem Bild.
Wie weiss ich, ob das Brot gut gebacken ist?
Früher hatte ich immer nach Ende der Backzeit auf die Unterseite geklopft. Tönt es hohl ist das Brot vollständig gebacken. Andernfalls noch 5-10 Minuten weiterbacken, wenn es noch nicht “tönt”.
Mittlerweile habe ich mir allerdings angewöhnt die Kerntemperatur zu messen. Gut ist das Brot, wenn 97 Grad erreicht sind.
Zum Auskühlen das Backpapier entfernen und Brote auf einem Gitter auskühlen lassen.
Bereit zum Genuss
Fertig sind zwei herrliche Brote. Wer nicht so viel braucht, kann selbstverständlich entweder die Menge verkleinern, oder sich einen der Leibe einfrieren.
Tipp: Wenn man Brot in Scheiben geschnitten einfriert, kann man genau die Menge entnehmen, die man gerade benötigt. Wenn es schnell gehen soll, kann man gefrorenes Brot sogar toasten.
Hallo !!!! Ich hätte da mal eine etwas dumme Frage : Wieviel sind 8 dl ???
Für die Antwort im vorraus Vielen Herzlichen Dank Mit Lieben Grüssen HEIDI
Na man sagt doch, dumme Fragen gibt es nicht: Das ist 0,8 Liter oder eben 8 Deziliter, 80 Centiliter oder auch 800 Milliliter.
Liebe Grüsse
Frau Rührwerk
Vielen herzlichen Dank für das super gute Brotrezept. Bea
Sehr gerne, liebe Beatrice
Ich liebe es, weil ich bei dem Rezept nicht immer beschäftigt bin. Kein Falten, wenden und nochmal Falten. Einfach und effizient, genau so, wie ich es manchmal brauche 😉
Liebe Grüsse Karin