Im Februar war es mit dem Weck-Einkochbuch ein absoluter Klassiker. Dieses Mal ein neueres Buch aus dem letzten Jahr. Das Buch “Täglich besser essen” ist von Hugh Fearnley-Whittingstall, hat 415 Seiten und ist Ratgeber, Denkanstoss und Kochbuch in einem. Erschienen ist es im AT Verlag, und fotographiert hat Simon Wheeler.
Ich bin in den Winterferien “darüber gestolpert”. Meine Familie war auf den Skiern und ich habe mir einen Buchladen in der Nähe gesucht. Dabei habe ich in Ilanz die wunderbare Papeterie und Buchhandlung Maggi gefunden. Ein absolut wunderbarer Laden! Eine gute Auswahl an schönen Schreibmaterialien, Notizbüchern und anderen Dingen, die man nicht unbedingt braucht, aber die das Leben schön machen. Meine Bücher, die ich auf meiner Liste hatte, gab es zwar nicht im Laden, aber ich konnte alle bei der netten und zuvorkommenden Mitarbeiterin auf den nächsten Tag bestellen. Wobei du wirst mit mir einig sein, “nur bestellen” ist langweilig. Schmöckern ist das wahre Glück in einer Buchhandlung! Und so bin ich über dieses wunderbare Buch gestolpert.
Der Autor
Hugh Fearnley-Whittingstall begegnet mir in den letzten Jahren immer mal wieder. Er ist so etwas wie ein Food-Aktivist. Eigentlich ist er Journalist, Koch, Moderator und Bauer in einem. Er ist der Initiant und Betreiber des “River Cottage in Devon (England) und betreibt dort Landwirtschaft, ein Restaurant und eine Kochschule.
Ihm geht es immer darum, dass wir uns besinnen, was gutes, wertvolles Essen ist. Er klärt auf, und macht dazu auch gerne mal verrückte Dinge. Das erste, was ich von ihm vor ca. 12 Jahren gesehen habe, ist, dass er sich für Freiland-Poulet, das unter würdigen Bedingungen wachsen kann, einsetzte. Dafür ging er einen speziellen Weg: Er informierte sich, arbeitete mit Wissenschaftlern und mit Ladenketten zusammen. Er klärte schon damals auf und ist seither als Botschafter für nachhaltig produziertes, nahrhaftes und faires Essen unterwegs, ohne dabei den Anspruch zu vergessen, dass dieses Essen sehr gut schmecken muss.
Neben dem »River Cottage«, mit Restaurant, Kochschule und grossem Gemüsegarten, schreibt er Bücher, und klärt als Moderator immer wieder auf, wie wir uns besser ernähren können. Wie Produkte besser verarbeiten werden können und wie wir im Ganzen nachhaltiger und auch lustvoller leben können.
Zum Inhalt
Das Vorwort und die Einleitung
Es gibt ein kurzes Vorwort von Hugh F. Darin klärt er, was er mit seinem Buch will und spricht mir dabei aus der Seele. Es soll nichts verboten werden, sondern er will viel mehr Verständnis für das Gute schaffen. Da kann ich nur ganz laut mit “JA” antworten.
In der Einleitung ist der Weg zum Buch beschrieben. Von Unmengen an Trends und Informationen zur Essenz. So könnte man es kurz und knackig umschreiben. Ein wichtiger Satz dabei ist “Es gibt nicht den einen Weg, der für alle passt.” Wer die Einleitung liest bekommt Lust, mehr über diese einfachen und leicht umsetzbaren Möglichkeiten zu erfahren.
Zum Schluss der Einleitung wird es politisch. Hugh F. ist ja neben all seinen Feldern auch Aktivist für besseres Essen. Und er schreibt das, wofür auch ich immer wieder plädiere: Lass dir nicht von der Industrie erklären, was du kochen sollst. Iss das, was auch deine Urgrossmutter als Lebensmittel erkannt hätte (lies dazu: Lebensmittel sind Dinge, die gelebt haben). Die gute Nachricht ist nämlich, dass wir uns in unseren Breitengraden entscheiden können, wie und was wir essen wollen.
Der Theorieteil
Er beschreibt in sieben Kapiteln, was wir besser machen können. Dabei stützt er sich auf die neusten Forschungsergebnisse, aber auch auf eigene Erfahrung. “Essen sie mehr vollwertige Lebensmittel.” Und da sind sich alle Fachleute einig. Egal welche Diät, egal welcher Trend.
Die Gliederung des Theorieteils
Zuerst Wissen und am Schluss jedes Kapitels ein einfacher Massnahmenplan mit Empfehlungen für die Umsetzung im Alltag.
- In die Vollen
Die Grundlage, was denn mit vollwertigen Lebensmitteln gemeint ist. Wie man einkaufen sollte und was zu beachten ist. Auch Empfehlungen, wie das mit Familie gelingt findet sich. - Mehr Vielfalt
Ein Plädoyer gegen die Eintönigkeit. Die Mischung von verschiedenen Lebensmitteln, die Abwechslung beim Kochen macht es aus, dass die Gesundheit besser wird. Als erstes wird ein Vielfalts-Check vorgeschlagen, um zu schauen, was wir bereits haben. Und nicht zu vergessen bei der Vielfalt ist natürlich die Saisonalität. Nur wenn diese präsent ist, können wir nachhaltig Vielfalt planen. - Mit Bauchgefühl
Hier geht es um die Darmgesundheit, um das sogenannte Mikrobiom und wie wir dieses fördern, respektive stärken können. Es geht um probiotische Lebensmittel und um den Vorteil fermentierter Lebensmittel. Und schlussendlich geht es darum, sich auch auf sein Bauchgefühl zu verlassen. - Weniger raffinierte Kohlenhydrate
Es geht um die negative Wirkung von raffinierten Kohlenhydraten, wo sie zu finden sind und auch darum, dass es ohne diese einzuschränken fast unmöglich ist, Gewicht zu verlieren. Es wird auch gut herausgearbeitet, dass nicht Zucker allein der Übeltäter ist, sondern die Zusammenhänge angeschaut werden müssen. Hilfreich finde ich die Erklärung, wie man den Zuckerkonsum, der oft Gewohnheit ist, reduzieren kann. Zum Abschluss gibt es einen sehr einfachen Massnahmenplan: erkennen, ersetzen oder reduzieren. - Der Faktor Fett
Kurz zusammengefasst: Weniger schlechte Fette, weniger raffinierte und fettreduzierte Lebensmittel, dafür mehr gesunde Fette, bewusst eingesetzt. Dies wird sehr gut mit den Ölen für die Küche erklärt, was ich sehr wichtig finde. Viele Köch:innen glauben immer noch, es sei die beste Lösung möglichst wenig Fett zu verwenden. Besser ist es, gute Fette in Massen zu gebrauchen. Fett ist schliesslich auch Geschmacksträger. - Erst denken, dann trinken
Spannend hier, dass frisch gepresste Obstsäfte oder Smooties mit industriell aufgezuckerten Süssgetränken praktisch gleichzusetzen sind, weil durch den Verarbeitungsprozess der Zucker frei verfügbar wird. Auch dem Alkohol ist ein Teil des Kapitels gewidmet. Durchaus spannende Überlegungen, für die ich ein eigenes Kapitel zum Thema Getränke durchaus berechtigt finde. - Achtsam (oder auch nicht) essen
Mit Achtsamkeit ist hier nicht die Modeströmung mit Kursen und eigenen Apps gemeint. Vielmehr geht es darum bei der Sache zu sein, wenn wir kochen oder wenn wir essen. Es hat in diesem Kapitel viele Gedankenanstösse, aber auch ganz praktische Mengenangaben, wieviel denn eigentlich genug ist.
Ein Unterkapitel von “Achtsam (oder auch nicht) essen” ist dem Fasten gewidmet. Das ist dann wohl der “oder auch nicht -Teil” aus dem Titel.
Die Massnahmen sind ganz einfach: 1. Eine Denkpause einlegen, es geht nur ums Essen. 2. kleinere Portionen essen. 3. Pausen einlegen zwischen den Mahlzeiten.
Anschliessend sind die 7 Kapitel zu dem Kapitel 7 Wegen zu weniger Gewicht zusammengefasst. Darin erklärt er anhand seiner eigenen Geschichte, wie es funktioniert. Was es sehr gut nachvollziehbar macht. Dabei ist auch ein Vorschlag für einen Menüplan wie eine Woche aussehen könnte.
Bevor es zu den Rezepten geht, gibt es noch 7 Tipps die den Weg zu den 7 Wegen unterstützen sollen. So hat man anschliessend einen Werkzeugkasten, mit dem man arbeiten kann.
Die Rezepte: Meine 100 besten Rezepte für Deine Gesundheit
In den Rezepten werden alle vorgängigen Tipps berücksichtigt. Sie sind vollwertig, ballaststoffreich, darmfreundlich mit gesunden Fetten, möglichst wenig Zucker und möglichst vielfältigen Zutaten aufgebaut.
Dabei ist ihm wichtig, dass alle Zutaten leicht zu beschaffen sind, alle Rezepte einfach und mit wenig zeitlichem Aufwand nachzukochen sind. Nur so sind sie motivierend zum Nachkochen. Ausserdem sind immer Varianten und Ideen angegeben, so dass eine fehlende Zutat keine Ausrede ist, etwas nicht zu kochen.
Die Rezepte sind in folgende Kategorien eingeteilt:
- Fabelhaftes Frühstück (auch Getränke fehlen nicht)
- Schnelle Lunchbox
- Salate satt
- Suppen mit Substanz
- Grossartige Gemüsegerichte
- Frische Fische
- (Weniger ist) Mehr Fleisch
- Süsses und Getränke
Die meisten Gerichte (ausser die fermentierten) sind erst einmal nicht unbedingt für den Vorrat gedacht. Aber es ist bei den meisten möglich, die doppelte oder dreifache Menge herzustellen und den Rest einzukochen oder einzufrieren. Natürlich mit den gängigen Regeln aus dem Haltbar ABC.
Zum Layout und zur Aufmachung
Es hat sehr ansprechende Bilder, die zum Kontext passen. Diese sollen Genuss vermitteln und zeigen auch immer mal wieder Hugh F. in seinem Umfeld.
Was mich etwas stört, ist die Grösse des Fliesstextes. Vielleicht werde ich langsam alt, und meine Augen schlechter, aber 1-2 Punkte mehr, wären aus meiner Sicht ein Gewinn gewesen.
Ansonsten finde ich den Aufbau und die Haptik des Buches sehr schön. Mich hat es auf jeden Fall innert Sekunden angesprochen. Es lag auf dem Tisch neben der Kasse und mein Kaufentscheid dauerte wirklich nur einige Sekunden, in denen ich warten musste, bis der Kunde vor mir bezahlt hatte. Es hat das Potentials zum Lieblingsbuch.
Mein Fazit zum Buch “Täglich besser essen”
Ja, ich gebe es zu, ich bin ein Fan der Arbeit von Hugh Fearnley-Whittingstall. Mich beeindruckt seine pragmatische Art, Dinge anzugehen. Und was er erklärt, ist für mich absolut schlüssig. Auch vertritt er, im Bezug aufs Essen, eine Haltung die ich nur unterschreiben kann. Gut, beim Thema Vollwertig kann ich noch zulegen. Bei saisonal und regional würde ich sagen, bin ich schon nicht schlecht. Auch das Wissen über Ernährung ist für mich in den meisten Teilen nicht neu, aber ich finde es in diesem Buch sehr gut und verständlich aufbereitet. Darum von mir eine klare Kaufempfehlung.
Von mir bekommt das Buch “Täglich besser Essen” 5*
Der Inhalt ist so gut, da mag ich für das Layout keinen halben Punkt abziehen. Das ist ja nur meine subjektive Wahrnehmung und vielleicht sollte ich einfach meine Brille wieder einmal prüfen lassen 😉
Welches ist dein Lieblingbuch? Oder über welches Einmach-, Ernährungs- oder Kochbuch möchtest du mehr wissen? Ich bin gespannt, hinterlass mir doch einen Kommentar.
Herzliche Grüsse aus der Schreibküche
Frau Rührwerk