Das Oktober Buch: Frau Kaufmann kocht

Buch Frau Kaufmann kocht, mit Quitten auf einem Schneidebrett

klassisch überraschend einfach

Nein, “Frau Kaufmann kocht ein” heisst es nicht das Buch, das ich auf dem Tisch habe. Obwohl es ein ganzes Kapitel mit dem Namen “Das ganze Jahr im Glas” gibt. Aber das tolle an der klassischen, einfachen Küche ist, dass die Rezepte ehrlich und mit frischen, natürlichen Zutaten zubereitet werden. Vieles kann man bei solchen Rezepten ganz einfach einkochen, wenn man sich etwas auskennt. Da einen Sossenbinder weglassen, da ein wenig nachdenken, dann klappt das wunderbar.

Aber auch sonst ist das Buch ein Genuss zum Lesen. Schöne Bilder, tolle Rezepte und zum Schluss hat man richtig Hunger und will gleich mit Kochen beginnen. Darum schreibe ich heute darüber.

Zum Buch “Frau Kaufmann kocht”

Geschrieben haben es Karin Kaufmann und Karin Guldenschuh zusammen. Karin Kaufmann kocht leidenschaftlich gern, und wie sie von sich selber sagt, fällt ihr das Reden übers Kochen leicht. Ihre Ideen schriftlich festhalten das macht Karin Guldenschuh. Die beiden Karins sind also ein ideales Team. Guldenschuh ist Journalistin, Unternehmensberaterin und Autorin. Kaufmann Küchenmeisterin mit eigener Kochschule. Also ein richtiges Powerduo.

Fotographiert hat Veronika Studer. Sie ist freischaffende Fotografin in der Schweiz und arbeitet mit vielen grossen Namen in der Gastronomie und rund um den gedeckten Tisch zusammen. Sie hat für mich ein Flair, Essen in Szene zu setzen, ohne dass es übertrieben inszeniert wirkt. Ich mag ihre Handschrift und finde es gelingt ihr eine wunderbare Atmosphären in den von ihr fotographierten Kochbüchern zu schaffen.

Das Buch ist 2019 im AT Verlag, Aarau und München, erschienen und wurde 2020 in der 2. Auflage verlegt. Es hat 270 Seiten und beinhaltet über 170 Rezepte. (Hier kannst du zur Sternevergabe springen)

Die Autorinnen

Karin Kaufmann wurde das Kochen und die Liebe zu regionalen, wertigen Zutaten sozusagen in die Wiege gelegt. Sie ist in einem Gasthaus mit eigener Landwirtschaft aufgewachsen. Seit 2010 hat sie im Bregenzerwald in Egg ihre eigene Kochschule und eine Gewürzwerkstatt. Allein schon die Webseite lässt mich darüber nachdenken, ob ich nicht gleich die Kochrunde “Vintage Weihnachten” buchen soll. Es tönt einfach wunderbar, aber leider beide Termine schon ausgebucht.

Karin Guldenschuh hat in Wien Wirtschaft studiert, war jahrelang als Journalistin für Fernsehen und Radio tätig und hat heute ein Büro für Kommunikation und Unternehmensberatung. Ausserdem schreibt sie Bücher. Sie schreibt über Kunst, über Kochen und auch mal für eine Bank. Sie sagt von sich, dass sie früher weniger affin für die gute Küche war, mittlerweile aber selbst das Kochen für sich entdeckt hat. Ging wohl nicht anders. Um das Kochen zu verstehen, muss man zumindest ein wenig selber eintauchen in die Materie.

Zum Inhalt von “Frau Kaufmann kocht”

Das Vorwort: Kochen ist Handwerk und Vom Schreiben über das Kochen

Schön finde ich, dass das Buch zwei Vorworte hat. Eines von jeder Karin. Beide erklären, was sie für eine Beziehung zum Kochen haben. Und Karin Guldenschuh beschreibt, wie sie zusammengefunden haben. Schon allein diese Vorworte machen Lust mehr zu lesen.

Anschliessend ist das Buch in 8 Kapitel gegliedert:

1. Mein Gewürz-Einmaleins

17 Rezepte für Mischungen, die Frau Kaufmann täglich braucht. Allerdings ohne Mengenangaben. Da muss man selber tüfteln, oder die Mischungen bei ihr im Shop bestellen.

2. Die Freude am Tun

Ein kurzer Input, was wichtig ist beim Kochen, wenn es gut werden soll. Natürlich die Zutaten, aber auch das richtige Werkzeug und Übung macht den Meister.

3. Aus der Speisekammer: Das ganze Jahr im Glas

Sie schreibt, dass ein gut gefüllter Vorrat glücklich macht. Ich glaube, da können wir getrost zustimmen. Das ist bei mir genau gleich. Manchmal gehe ich einfach in den Keller nur um “zu gucken” und um das gute Gefühl zu geniessen, das mich überkommt, wenn ich vor meinem Vorratsregal stehe. Ein wenig verrückt, ich weiss 😉

Die Tomaten-Curry-Sauce werde ich wohl die nächsten Tage mal ausprobieren, die tönt so, als könnte das bei mir ein Lieblingsrezept werden.

4. Vom Bauernhof: die Schätze der Region

Besonders gut gefällt mir hier die Haltung von Frau Kaufmann gegenüber der Fleischproduktion. Eigentlich genau so, wie es immer sein sollte. Die Tiere sollen anständig gehalten, gut gefüttert und an der frischen Luft gewesen sein und vorallem ist es ihr wichtig, dass sie in Würde gestorben sind. Solche Tiere verkocht sie gern von der Nase bis zur Schwanzspitze, also im ganzen.

Das geschmorte Hühnercurry kann man beispielsweise sehr gut einkochen, nur der Reis muss weggelassen werden und bei der Sojasauce muss man auf den Inhalt schauen. 2x 60 Minuten bei 100°C einkochen und schon hat man ein perfektes Menü im Vorrat. Haltbarkeit ca. 6 Monate.
Und auch das Szegediner Gulasch geht wunderbar, oder sogar der Hackbraten. Den mag ich übrigens besonders gern, wenn er eingekocht wird, viel lieber als tiefgekühlt.

5. Aus dem Garten: Der Geschmack der Jahreszeiten

Irgendwie stelle ich mir Frau Kaufmann vor, wie sie vor Kochanlässen auf die umliegenden Höfe fährt und einkauft, was sie braucht. Frisch, regional und saisonal. Gute Qualität, kein Schnickschnack, so kocht sie die Zutaten dann auch.

Das Apfelmus kann man grad 1:1 nach dem zubereiten noch 30 Minuten bei 90°C einkochen, dann ist es ebenfalls bereit für den Keller.

6. Aus dem Wald: Vom jagen und sammeln

Auch hier lassen sich einzelne Gerichte einkochen. Bei Fleisch einfach immer dran denken, 2x 60 Minuten bei 100°C innert 24-48 Stunden einzukochen. Und wichtig: die Saucen nie vor dem einkochen andicken, immer erst, wenn der Inhalt der Gläser später gegessen wird.

7. Aus dem Wasser: Frischer Fang

Fisch habe ich tatsächlich noch nie eingekocht. Das heisst, ich weiss auch nicht wie das Resultat ist. Aber die Rezepte von Frau Kaufmann, mit frisch gefangenem Süsswasserfischen laden zum Nachkochen ein. Und endlich sehe ich mal Rezepte mit Salzzitronen. Ich hatte nämlich bisher nie Verwendung dafür.

8. Für die Seele: Was das Herz begehrt

Jetzt kommt mein anderes Lieblingskapitel, das mit den Desserts. Und Kuchen kann man ja ganz wunderbar, ohne Probleme, im Glas haltbar machen. Gut, die Eclairs mit Karamellcreme würde ich natürlich frisch essen. Fürs Einmachen sind die nix.

Zum Schluss: Danksagung und Rezeptverzeichnis

Das Rezeptverzeichnis ist alphabetisch, was mir immer gut gefällt, weil ich dann schnell weiss, was ich mit einer bestimmten Zutat machen könnte.

Die Rezepte

Es ist wirklich ein Rezeptbuch. Nur eine Seite Einleitung pro Kapitel, was Frau Kaufmann bei diesen Produkten wirklich am Herzen liegt. Dann geht es sofort los.

Oben ist die Einkaufsliste und klein die Mengenangabe, für wieviele Personen das Rezept ist, oder wieviel Fond es beispielsweise aus einem Ansatz gibt.

In der Mitte ist der Titel des Rezeptes rechtsbündig gedruckt.

Unten ist die Kochanweisung in drei Spalten aufgeteilt und ganz zum Schluss in Rot noch ein Tipp oder eine Variante. Das finde ich etwas umständlich. Wobei die Einzelnen Schritte durch Absätze im Text unterteilt sind.

Zum Layout und zur Aufmachung

Das Buch “Frau Kaufmann kocht” ist vom Stil her sehr ansprechend. Die meisten Rezepte sind auf einer Doppelseite mit Bild und Rezept. Wie bereits Anfangs erwähnt sind die Fotos von Veronika Studer sehr ansprechend. Was allerdings auffällt ist, dass auf den Fotos noch Kleinigkeiten sind, die ich auf der Einkaufsliste nicht sehe. Beispielsweise etwas Dill oder Kartoffelspalten oder es wird die Beilage nicht erklärt. Da fehlt mir ein Hinweis. Sonst kann ich ein Gericht nicht wie auf dem Foto anrichten, wenn ich nicht ganz genau geschaut habe, was auf dem Bild noch zusätzlich drauf ist.

Was mir ausserdem nicht so gut gefällt, ist die kleine Schriftgrösse der Zutatenliste. Ein oder zwei Punkte mehr hätten da der besseren Lesbarkeit gedient.

Das Vorsatzpapier ist in einem edlen Braungrau gehalten und auch im Buch gibt es immer mal wieder Rezepte die auf dieser Papierfarbe gedruckt sind. Das macht es lebendig und wertig. Und das Buch hat ein Leseband, was mir, wie du schon weisst, natürlich sehr gut gefällt. Der Gesamteindruck von “Frau Kaufmann kocht” ist für mich sehr ansprechend und auch haptisch ist das Buch sehr schön gearbeitet.

Mein Fazit zum Buch “Frau Kaufmann kocht”

Ein eigentliches Einmachbuch “Frau Kaufmann kocht” nicht. Theorie zum Einkochen findest du darin keine. Aber wer versiert ist, findet viele Ideen für Gerichte im Glas. Karin Kaufmann hat eine wunderbare Philosophie, die sie beim Kochen strickte befolgt und es ist genau so wie es der Untertitel sagt: klassisch, überraschend, einfach. Oder heisst es vielleicht klassisch – überraschend einfach? Ich finde es passt beides. Bei mir im Regal würde es thematisch gleich neben “Täglich besser essen” von Hugh Fearnley-Whittingstall stehen, nur leider sind bei mir die Buchrücken nach Farbe sortiert und es ist graubraun statt hellblau. Ja, ich weiss, das ist etwas irre 😉

Von mir bekommt das Buch “Frau Kaufmann kocht” 4,5* von 5*

Und wie immer ist der halbe Punkt wirklich kritteln auf höchstem Niveau. Den halben Punkt ziehe ich für die kleine Schrift bei den Zutatenlisten ab. Also eigentlich ist es eine 4,8. Eine klare Kaufempfehlung also, wenn du schöne Kochbücher mit einer starken Philosophie dahinter magst.

In diesem Sinne: Herzliche Grüsse aus der Schreibküche

Frau Rührwerk

2 Meinungen zu “Das Oktober Buch: Frau Kaufmann kocht

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