Das September Buch: Die Einmachbibel

Buch "Die Einmachbibel" mit Äpfeln auf rotem Blechtisch

Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Milchprodukte haltbar machen

Wow, was für ein Titel! Einmachbibel! Da ist ein grosses Versprechen im Titel. Eine Bibel ist für mich allumfassend und hat eine Antwort auf alles. Ich bin gespannt, ob dem auch wirklich so ist. Und ich bin immer skeptisch, wenn solch grosse Titel für ein Sammelsurium gewählt werden. Einmachbücher die so viel versprechen und so viele Themen behandeln, können meist gar nicht genug in die Tiefe gehen.

Um herauszufinden ob das Buch hält, was der Titel verspricht, habe ich es heute aus meinem Regal gezogen. Gekauft habe ich es schon vor längerer Zeit. Wohl wegen des Titels. Gebraucht, oder näher angeschaut habe ich es aber noch nie. Darum gehe ich heute systematisch vor.

Zum Buch “Die Einmachbibel”

Geschrieben haben es Sarah Schocke und Alexander Dölle, ein sehr erfolgreiches Autorenduo (dazu im nächsten Kapitel mehr.

Sandra Eckhardt hat fotographiert. Sie ist freischaffende Fotografin in München und ihr Hauptfotografie-Thema ist alles was sich um Essen dreht. Ich finde, dass Fotografen bei Kochbüchern viel mehr “Ehre” zuteil werden müsste. Sie sind schliesslich entscheidend daran beteiligt, ob ich ein Buch kaufe oder nicht. Sprechen mich die Bilder nicht an, kaufe ich ein Buch nicht. Aber das nur eine Randnotiz.

Das Buch ist 2016 im Christian Verlag, München, erschienen. Es hat 320 Seiten und beinhaltet über 300 Rezepte. (Hier kannst du zur Sternevergabe springen)

Die Autoren

Beide studierte Ökotorphologen (ich musste erst Tante Google fragen: Haushalts- und Ernährungswissenschaftler), die schon einige Bücher zusammen verfasst haben. Wenn ich ihre Webseite Alex und Sarah anschaue und auch die zweite Seite, Unsere Rezepte – Familien-Essen, dann erkenne ich auf den ersten Blick viel Leidenschaft und auch viel Wissen rund ums Thema Lebensmittel und Essen. Sie haben schon mehr als 40 Bücher geschrieben und bieten noch vieles mehr rund ums Thema Ernährung an. Ich bin sicher nicht das letzte Mal auf den beiden Seiten gewesen.

Zum Inhalt der Einmachbibel

Gleich nach dem Vorwort ist das Buch in 7 Kapitel gegliedert:

  1. Grundlagen
  2. Obst
  3. Gemüse
  4. Milch
  5. Fleisch
  6. Fisch
  7. Kräuter & Gewürze

Anschliessend folgt das Inhaltsverzeichnis, praktische Webadressen, der Lebenslauf der Autoren und schliesslich noch Widmung und Dank.

Auffallend ist, dass bei den Lebensläufen auch 6 Profiköch:innen aufgelistet sind. In der Danksagung wird dann auch klar, dass sie Rezepte beigesteuert haben, jede:r eines. Wobei ich mich frage, ob es das wirklich gebraucht hätte. Aber das nur nebenbei.

Das Vorwort

Es ist eine Homage an die Vorratshaltung. Es steht auch, dass es vor allem viel Arbeit ist, aber auch dass es ein schönes Gefühl ist, die Gläser dann im Regal zu sehen. Ich glaube das kennen wir alle, die einkochen, nur zu gut.

Und dann noch ein Hinweis, dass in den Rezepten eher kleine Portionen sind, und man nicht gleich riesige Mengen kochen soll, ohne zu wissen, ob es denn überhaupt schmeckt. Das macht Lust auf mehr und lässt mich weiterlesen.

Die Hauptkapitel

Grundlagen (rund 15 Seiten + Bildseiten)

Lagern wird besprochen. Und beim Konservieren wird erst einmal auf die Utensilien die man braucht eingegangen. Dabei fällt mir auf, dass gleich auch Werbung für bestimmte Produkte gemacht wird, wobei nicht erklärt wird, aus welchem Grund genau dieses Gerät gewählt werden soll. Und ich habe keinen Hinweis auf eine Kooperation gefunden. Darum finde ich das etwas störend.

Als Konservierungsmethoden werden Dörren, Einkochen, sauer Einlegen, Salzen, Einlegen in Öl, Beizen, Räuchern, Einfrieren und Fermentieren besprochen. Das Ganze auf knappen 13 Seiten lässt mich hellhörig werden, weil es ja ganze Bücher über jedes einzelne Thema gibt. Viel Wissen kann da nicht verpackt sein.

Worauf ich allerdings etwas allergisch bin, ist, wenn Angaben zum Thema Botulismus schlicht falsch sind. Dazu ist das Thema zu wichtig. Das zeigt mir wieder einmal, von wo verunsichterte Einmacher:innen die mir schreiben, ihre Angaben haben. Was über Clostridium Botulinum in einer Viertel-Seite geschrieben steht, ist kreuzfalsch, irreführend und kann schlicht gefährlich werden. Hausaufgaben nicht gemacht, Schweizer-Schulnote 1,0, nachsitzen (oder in Deutschland Note 6,0). Da gibt es kein Pardon.

Die Rezepte nach Kapiteln

Was mir fehlt, ist eine Einführung ins Thema zu Beginn jedes Kapitels. Es geht immer gleich los mit den Rezepten. Ich würde mir ein paar Hinweise zur Produktgruppe wünschen. Vorallem beim Fleisch fände ich ein paar Grundsätze sehr hilfreich und auch wichtig.

Die Rezepte sind von der Gestaltung her ansprechend. Aber ich finde sie zum Lesen nicht ganz einfach. Nach dem Titel folgt die Zutatenliste in Fliesstext. Du musst gut aufpassen, auch alles einzukaufen. Was ich noch schwieriger finde, ist das Rezept in Fliesstext. Die einzelnen Schritte sind nur durch grafische Punkte zwischen den Sätzen unterteilt. Da verrutscht man schnell mal.

Bevor man nicht das ganze Rezept gelesen hat, kann man nicht mit der Planung anfangen. Was fehlt ist, wie lange ich für die Herstellung brauche. Da steht nämlich beispielsweise bei der Wurstherstellung, dass die Gerätschaften 2 Stunden vorher in den Tiefkühler sollen, und später im Text, dass ich die Eiswürfel zu Eisschnee zerkleinern soll. Wenn ich gestern keine Eiswürfel gemacht habe, kann ich es grad vergessen. Ah ja, und einen Wurstfüller brauche ich auch noch. usw. Da fehlt mir klar eine Einführung ins Wursten.

Was mir beim Gemüse auffällt, ist dass fast alles bei 100°C für 30 Minuten eingekocht wird. Das ist nicht immer nötig, oft reichen 90°C. Meistens ist es für das Produkt sogar schonender. Ziel ist es nämlich lediglich, dass im Kern des Einkochgutes noch einmal über ca. 5-10 Minuten 80°C erreicht werden, aber das weisst du mittlerweile sicher auch.

Was mir ebenfalls bei vielen Rezepten fehlt, sind Vorschläge, wie ich das Produkt verwenden kann. Da gibt es ein Rezept für Walnüsse in Rum. Was ich mit denen anschliessend machen könnte, ist allerdings nicht angegeben. Ok. ich kann mir natürlich vorstellen, sie in einem Kuchen zu backen oder zu Vanilleeis zu servieren. Aber vielleicht gäbe es ja eine weitere tolle Idee?

Zum Layout und zur Aufmachung

Das Buch “Die Einmachbibel” ist aus meiner Sicht sehr ansprechend gestaltet. Auf dem grünen Vorsatzpapier (das zwischen Deckel und Buchkörper) ist hinten und vorne ein Saisonkalender aufgedruckt, was ich natürlich super praktisch finde. Darin wird zwischen Frischware und Lagerware unterschieden.

Auf fast jeder Seite, zu fast jedem Rezept gibt es schöne Fotos, die sehr sorgfältig arrangiert sind, ohne dass viele Lebensmittel rund herum verstreut sind. Das gefällt mir gut.
Ab und zu ist der Kochprozess mit auf dem Bild oder die Art, wie Dinge vorbereitet werden. Im Bereich Milch wird manchmal sogar schrittweise anhand von Bildern erklärt, das ist sehr hilfreich

Mein Fazit zum Buch “Die Einmachbibel”

Von der Aufmachung ein schönes Buch, das durch seinen Titel Erwartungen an den Inhalt weckt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich es genau darum gekauft. Aber mehr als durchgeblättert habe ich es eigentlich noch nie. Und ich muss jetzt nach dem Bearbeiten sagen: Es wird den Erwartungen nicht gerecht.

Die Einmachbibel ist für mich maximal ein Buch für Profis, die selber abschätzen können, was sie wie einkochen sollen. Für Anfänger finde ich es komplett ungeeignet! Weil es viel zu wenig und teilweise schlicht falsche Angaben drin hat.

Von mir bekommt das Buch “Die Einkochbibel” leider nur 2* von 5*

Den einen Punkt bekommt die Fotografin und den anderen gibt es für ein paar gute, inspirierende Rezepte. Einen Stern ziehe ich für die falschen Angaben zu Botulismus ab. Sorry das geht für mich gar nicht. Den zweiten ziehe ich für die mangelhafte Theorie ab und den dritten ziehe ich ab, weil der Titel dem Inhalt nicht gerecht wird. Er ist gutes Marketing für die Verpackung, aber leider ist der Inhalt enttäuschend.

Fairer Weise muss ich noch schreiben, dass seit der Erscheinung 2016 viel Zeit vergangen ist, und die beiden Autoren heute keine Einmachprofis sind. Aber nichts desto Trotz, keine Empfehlung von mir.

In diesem Sinne: Herzliche Grüsse aus der Schreibküche

Frau Rührwerk

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