Frau Rührwerk als Biene unterwegs

Gläser mit Löwenzahnhonig

Ich hatte ein Glas Löwenzahnhonig an eine Freundin verschenkt. Ihr kleiner Bub (ca. 4 jährig) fragt, was das Leckeres sei. “Löwenzahnhonig von Karin”, antwortet die Mama. Die Augen des Buben werden gross. “Wie sammelt sie den Honig?” fragt er. “Karin zieht ein Bienenkostüm an und fliegt im Garten von Blüte zu Blüte”, antwortet die Mama. Die Augen des Jungen fallen fast aus dem Kopf, so ungläubig schaut er. Aber schnell gibt seine Mama zu, dass sie es gar nicht richtig weiss und verspricht ihm, dass sie mich fragen werden. Und so habe ich damals das Rezept für “Griggle-Hung” ein erstes Mal aufgeschrieben.

Veganer Honigersatz

“Griggle-Hung” oder eben Löwenzahnhonig ist streng genommen gar kein Honig. Als Honig gelten laut nur von Bienen produzierte Erzeugnisse. Es sind keine Bienen oder anderen Tiere an seiner Herstellung beteiligt, darum reden findige Köpfe sogar von veganem Honig. Wobei es sich bei diesem Produkt korrekt deklariert um einen Honigersatz handelt. Man könnte eventuell auch von Löwenzahndicksaft oder eingedicktem Löwenzahnsirup sprechen.

“Griggle” sind spannend für die Küche

“Griggle” heissen sie in Neftenbach, wo ich aufgewachsen bin. Und sie sind im Garten eine regelrechte Gartenpest, weil sie sich durch ihre Schirmchen rasend schnell verbreiten. Aber sie sind auch ein spannendes Kraut in der Küche. Junge Löwenzahnblätter, oder solche die im Dunkeln kultiviert werden, können als Salat gegessen werden. Er schmeckt allerdings, für meinen Geschmack, recht bitter. Es gilt sogar als Delikatesse, nur mag ich ihn nicht besonders. Aber Bitterstoffe sollen bekanntlich gesund und förderlich für die Verdauung sein. Das Allerbeste ist aus meiner Sicht, der “Griggle-Hung” oder eben der Löwenzahnhonig. Flüssiges Gold! (hier zum Rezept springen)

Variante und Gelee

Wie immer lässt sich auch dieses Rezept abwandeln. Praktisch alles was seinen Geschmack in Wasser abgibt, kann man in Honigersatz umwandeln. Ich habe es schon mit Gänseblümchen versucht, was auch ganz lecker ist. Das wichtige ist die Geduld, um genug lange zu kochen. Es kann schon bis zu einer Stunde dauern und die Masse ist am Schluss ca. 112 – 114 Grad heiss.

Wenn man Gelee machen möchte, muss man dem Auszug nicht nur Zucker, sondern auch eine Gelierhilfe beigeben. Allenfalls kann man auch Gelierzucker verwenden, wenn man das mag. Das Vorgehen ist dann so, wie auf der Verpackung beschrieben.

Kristallin oder zu dünn

Wie immer bei Brotaufstrichen, kann auch etwas schief gehen. Mal ist alles zu dünn, so dass es vom Brot fliesst, mal zu dick, dass es fast nicht aus dem Glas zu bringen ist. Und im schlechtesten Fall kristallisiert es aus, so dass es gar nicht mehr au dem Glas kommt.

Aber warum kristallisiert die Masse? Das ist die Frage, die jedes Jahr wieder gestellt wird. Um das zu verstehen, muss man wissen, was passiert, respektive was man für eine Masse vor sich hat. Wir haben in Wasser gelösten Zucker vor uns. Und zwar in einer sehr hohen Konzentration. Da braucht es nur kleine Auslöser und die Masse kristallisiert aus. Das heisst der Zucker geht zurück in seine kristalline Form. Durch das Kochen verdunstet nämlich laufend Wasser und die Lösung wird konzentrierter und konzentrierter. Ausserdem ist sie am Schluss so um die 112 – 114 Grad heiss.

Wenn ich jetzt in Gläser abfülle, die nicht vollständig trocken sind, kann die Masse durch den kühleren Tropfen auskristallisieren. Abhilfe schaffen wir, wenn die Gläser im Ofen bei 100 Grad sterilisiert, und gleichzeitig getrocknet werden. Ausserdem sind sie dann gut vorgewärmt, was bei einer so heissen Masse noch wichtiger ist. Auch weil, wenn die Gläser zu kühl sind, die Masse ebenfalls kristallisieren kann.

Abhilfe bei Pannen

Wenn die Masse bereits in der Pfanne kristallisiert, kann man versuchen sie durchzupürieren. Das ergebe dann eine sämige Masse, hat Ursi Büchi in der Einmachgruppe auf Facebook erzählt. Was aber, wenn das Kristalline in Gläser verpackt ist? Eventuell kann man versuchen den Inhalt zu schmelzen, indem man die offenen Gläser ins heisse Wasser stellt. Ansonsten wird es eher schwierig.

Wenn die Masse zu dünn ist, ist es sehr viel einfacher. Man kann alles noch einmal in die Pfanne geben und weiter kochen bis die Konsistenz stimmt. Anschliessend in saubere, sterilierte und vorgeheizte Gläser füllen und geniessen.

Und zum Schluss noch dies…

Vielleicht ist dir beim Lesen schon aufgefallen, dass es sehr viele Namen für den Löwenzahn gibt. In einer Auflistung ist sogar von über 500 verschiedenen die Rede. Wir haben als Kinder “Griggle” gesagt. Daran hat mich Bea von Beas Allerlei erinnert, als sie in Facebook von “Griggle Hung” schrieb. Ich wurde hellhörig, weil wir als Kinder diesen Namen verwendet haben. Tatsächlich nennt man Löwenzahn sogar in nur 3-4 Zürcher Gemeinden so. Meine Oma aus Winterthur hat “Buggele” zum Löwenzahn gesagt. Und so gibt es noch ganz viele andere. Söiblueme, Chrottepösche, Siusdiedeler, Weihfäcke (mittleres Wynenthal, AG), Sonnwendlig (AI) und so weiter. Einer der mir sehr gut gefällt ist Sunnewirbel. Ich glaube dieses Jahr schreibe ich meine Gläser mit Sunnewirbel-Konfi an. Hast du noch andere Namen für den Löwenzahn? Gibt es in Deutschland auch so viele verschiedene? Schreib mir doch in den Kommentaren, wie er in deiner Region heisst, ich bin gespannt!

Herzliche Frühlingsgrüsse

Frau Rührwerk


Löwenzahn-Honig

Weggli mit Löwenzahnhonig

Zutatenliste

  • ca. 1 Litermass voller Löwenzahn-Blüten an einem sonnigen Tag geerntet. Wichtig ist, dass sie auf einer ungedüngten Wiese gepflückt werden, und nicht direkt an einer Strasse.
  • 1 Liter Wasser
  • 1 kg Zucker
  • 1 halbe Zitrone

Was wir auch noch brauchen

  • eine grosse Pfanne (3-5 Liter)
  • eine Kelle oder ein Löffel zum Abschäumen
  • Gläser mit Deckel
  • eine Waage
  • ein Litermass

Vorgehen

  1. Die gelben Blütenblätter aus dem grünen Kelch zupfen, bis es ungefähr 200 g sind. Wichtig ist, dass die grünen Kelchblätter vollständig entfernt sind, diese könnten den Honig bitter machen.
  2. Blütenblätter in 1 Liter Wasser zusammen mit der halben Zitrone aufkochen. Ein paar Stunden oder über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen.
  3. Entstandenen Extrakt druch ein Tuch abseihen. Wenn man möchte, kann man das Tuch auspressen, dadurch gewinnt man mehr Saft, aber geht das Risiko ein, dass der Honig ein wenig türb wird.
  4. Den gewonnenen Saft abmessen und mit der gleichen Menge Zucker aufkochen.
    Jetzt den Sirup aufkochen und leicht köcheln lassen, bis der Sirup eingedickt ist. Das passiert ungefähr bei
    112 – 114 Grad. Um die Konsistenz zu testen einen Geliertest machen oder den Sirup von der Kelle tropfen lassen.

    Gegen Ende dieser Phase, die ca. 1 Stunde dauert, die Gläser sauber waschen und im Backofen bei 100°C sterilisieren und gut trocknen lassen. (s. Beitrag Gläser sterilisieren)
  5. Sirup in heisse, sterilisierte und vor allem trockene Gläser abfüllen. Unbedingt mit Handschuhen oder Topflappen arbeiten, weil die Masse extrem heiss ist. Deckel schnell schliessen und auskühlen lassen.

Verwendung und Haltbarkeit:

Löwenzahnhonig kann wie normaler Honig verwendet werden.
So zubereitete Gläser mit Honigersatz sind fast unendlich haltbar. Die Zuckerkonzentration ist so hoch, dass ein vermehren von Pilzen oder Bakterien praktisch unmöglich ist.


10 Meinungen zu “Frau Rührwerk als Biene unterwegs

  1. Maya sagt:

    Schmeckt wunderbar.
    Dieses Jahr wollte ich es perfekt machen und habe vor der Verarbeitung die Löwenzahnblüten gewaschen. Die schmeckten dann nach nichts mehr. Ist es nötig die zu waschen oder einfach schauen, wo man die nimmt.

    • Frau Rührwerk sagt:

      Beim Waschen geht leider auch der ganze Blütenstaub weg.
      Darum würde ich gut schauen, wo ich pflücke und dann aufs Waschen verzichten.
      Möglichst nicht auf einer gedüngten Wiese.
      Viel Erfolg im nächsten Jahr und herzliche Grüsse
      Frau Rührwerk

    • Frau Rührwerk sagt:

      Es ist für mich eher etwas, das ich wegen des Geschmackes und wegen der Zubereitung mit den Kids mache. Hier geht es mir einmal nicht um Vitamine und Honig ist immer sehr viel Zucker. Auch Bienenhonig. Das Kochen dient dazu, das Wasser zu verdampfen und eine honigähnliche Masse zu bekommen. Es ist bei uns etwas besonderes, das nur ab und zu auf den Tisch kommt, wie Honig, oder Latwerge auch.
      Aber es ist richtig: viel Zucker und die Vitamine sind wohl vernachlässigbar.

  2. Maria sagt:

    Ach, wie ich deine Artikel liebe.

    Ich wollte heute direkt losziehen und Löwenzahn sammeln… doch leider bin ich zu spät, denn bei uns stehen fast nur noch Pusteblumen und vereinzelt Löwenzahn.

    • Frau Rührwerk sagt:

      Gänseblümchen gehen auch. Oder Veilchen könnte ich mir auch vorstellen. Vielleicht sogar Rosmarinblüten?
      Hach ich sehe schon, Du bringst mich auf Ideen…

  3. Edith sagt:

    Liebe Karin,

    gerade heute habe ich mich gefragt, ob ich so etwas auch machen könnte. Nun kommt dein Rezept und ich werde es einfach tun. Bin sehr gespannt, ob ich es hinkriege und wie es dann schmeckt.

    Liebe Grüße Edith

    • Frau Rührwerk sagt:

      Liebe Edith,
      Bestimmt kriegst Du das hin! Meine Kollegin hat mir noch geschrieben sie mache immer nur bis 112 Grad heiss. Ich denke ich werde es nächstes mal mit ca. 114 probieren, meine 118 sind etwas zu heiss, das heisst es ist jetzt etwas zäh geworden. Aber es ist grad noch streichbar. Gutes Gelingen, lass mich wissen obs mit dem Termomix klappt.
      Liebe Grüsse
      Karin

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