Das Februar-Buch: Dahlienchips & Berberizenreis

Buch Dahlienchips & Berberitzenreis

Was für ein wunderschönes Buch!

Wieder einmal kein Einmachbuch. Sondern einfach ein wunderschönes Kochbuch, das einige Rezepte zum Einmachen drin hat. Wie zum Beispiel Sirupe oder Senf. “Dahlienchips & Berberitzenreis” ist ein richtiges Winterbuch, bei dem man jetzt schon schwelgen kann. Geistig spaziere ich schon durch meinen Garten und sammle Zutaten ein. Gekocht wird nämlich mit Köstlichkeiten von der Wiese, aus dem Wald und dem Garten.

Zum Buch “Dalienchips & Berberitzenreis”

Drei Frauen haben es geschrieben, die Zutaten gesammelt, die Rezepte gekocht, drapiert und fotographiert. Jede hat ihre Fähigkeiten genutzt und zusammen ist dieses wunderbare Buch entstanden, das ich allein schon wegen der Haptik und der Bilder mag.

“Dahlienchips & Berberitzenreis” ist 2022 im AT Verlag, Aarau und München, erschienen. Es hat 351 Seiten und beinhaltet über 90 Rezepte und 30 Pflanzenportraits. (Hier kannst du zur Sternevergabe springen)

Die Autorinnen und die Fotographin

Judith Gmür-Stalder ist verantwortlich für die Rezepte und das Foodstyling
Kochen und experimentieren ist ihre Passion. Die Schweizerin lebt in Sumiswald und ist Ernährungsberaterin, Kochbuchautorin, Foodstylistin, Kursleiterin und schreibt für mehrere Zeitschriften Rezepte. Für ihre Kochbücher hat sie schon mehrere Preise gewonnen und auch dieses wurde am Kochbuchwettbewerb der GAD Gastronomische Akademie Deutschlands mit Silber ausgezeichnet.

Kathrin Fritz hat die Texte und die Pflanzenportraits geschrieben
Sie ist Buchautorin, und Redaktorin bei der Schweizerfamilie, sagt ihr Autorenportrait. Was mir im Netz begegnet, ist, dass sie leidenschaftliche Gärtnerin ist und auch leidenschaftlich kocht. Ihre Pflanzenportraits finde ich sehr poetisch, was den Genuss das Buch zu lesen grade noch einmal hebt.

Maurice K.Grünig hat fotographiert
Wie ich finde eine sehr facettenreiche Fotographin. Wie man ihrem Portfolio entnehmen kann. Für mich hat sie eine wunderbar vielfältige Bildsprache. Dadurch wird das Buch spannend. Mich hat das Buch schon allein mit seinen Fotos begeistert.

Zum Inhalt von “Dahlienchips & Berberitzenreis”

Das Vorwort

Wenn so mit Worten gemalt wird, dann hole ich mir einen Tee und setze mich mit dem Buch gemütlich auf unser Sofa.
“Wir würden uns freuen, wenn unser Funke auf Sie, liebe Leserinnen und Leser überspringt” schreiben die drei Frauen. Ja, bei mir haben sie das eindeutig geschafft.

Die Rezepte

Im Anschluss ans Vorwort, geht es gleich los mit den Rezepten und Pflanzenportraits. Seltsamerweise gibt es kein Inhaltsverzeichnis. Das lässt mich etwas orientierungslos ins Buch eintauchen.

Gleich das erste Rezept ist eine Magnolientorte. Diese sieht auf dem Bild ganz wunderbar aus. Die Anleitung ist allerdings eher etwas für Profis, oder zumindest für Menschen die schon einmal einen Kuchen mit Biskuitboden gemacht haben. Ich habe da bereits meine Zweifel, weil ich irgendwie noch nie einen guten schönen Biskuit geschafft habe. Ich gestehe hier, dass es darum unter meiner legendären Erdbeerquarktorte einen Boden aus zerstampftem Zwieback mit Zucker und Butter hat. Für Profis aber sicher kein Problem. Sieht fantastisch aus und ist etwas besonderes.

Mal schauen, was die nächsten Rezepte von mir als Köchin fordern. Zum Glück wird es anschliessend mit Gänseblümchen-Cracker und Blütenkräuterbutter sehr viel einfacher. Und da ich selbst einen wilden Garten mit vielen Blüten und Kräutern habe, kann ich mir gut vorstellen, das im Frühsommer auszuprobieren. Das mit den Gänseblümchen sogar schon früher.

Weiter gibt es viele kleine einfache Ideen, wie zum Beispiel Ehrenpreis-Eiswürfel. Wir sagen zu den kleinen blauen Blümchen “Chatzeäugli”. Ich stelle es mir richtig hübsch vor, diese Eiswürfel in einem feinen Fliedersirup oder einem kühlen Weisswein zu servieren.

Und dann natürlich die beiden namengebenden Rezepte. Der Berberitzenreis, bei dem es sich um schwarzen Vollkornreis handelt, dem eine Handvoll der leuchtendroten Berberitzen zugegeben wird. Das erinnert mich an meine Jugend. Da gab es irgendwo eine Berberitzenhecke. Ich erinnere mich nämlich, dass wir die reifen Beeren mit unseren Fingern zerdrückt haben. Reif sind sie im Frühsommer bis Herbst. Das heisst ich muss noch etwas warten, bis ich das testen kann.

Bei den Dahlienchips muss ich allerdings passen, weil ich keine Dahlien im Garten habe. Das heisst ich glaube, ich hatte mal welche. Doch die sind verschwunden. Entweder haben die Mäuse sie auch ganz lecker gefunden, oder ich habe sie im Herbst einfach vergessen auszugraben, so dass sie erfroren sind. Darum eher kein Rezept für mich, auch wenn es ganz einfach wäre, die Knollen in Scheiben zu schneiden und zu frittieren.

Ein letztes Rezept muss ich noch erwähnen: Die violette Kartoffelkonfitüre. Ich glaube das werde ich testen, einfach weil es so schräg tönt. Es soll ausgezeichnet zu Baguette und Blauschimmelkäse passen. Ich werde auf jeden Fall darüber berichten. Solche Dinge reizen mich immer sehr.

Die Pflanzenportraits

Über die meisten Zutatenpflanzen gibt es ein Portrait. Dabei mischt Kathrin Fritz gekonnt Wissen mit Geschichtlichem und manchmal auch mit Poetischem. Beispielsweise bei der Brennessel. Ich erfahre etwas über die wertvollen Vitamine, aber auch darüber, dass sie seit Jahrhunderten gegessen wird, und dass sie sogar früher zur Käseherstellung verwendet wurde, bevor man Lab entdeckt hat.

Oder, dass die Nachtkerzen, die ich im Garten immer einschränken muss, weil sie sich wie wild versamen, sehr leckere Wurzeln haben. Die sollen gebraten leicht nussig schmecken. Wenn ich also im Frühling ihren Wuchs eindämme, werde ich die Wurzeln wegschneiden und als Gemüse verwenden. Aber auch Blütenblätter oder junge Blätter sollen fein und etwas nussig schmecken. Auch das werde ich testen.

Je nach Pflanze wird noch ein Gedicht eingeflochten oder ihre Namen in den verschiedenen Dialekten aufgezählt, so zum Beispiel: “Geisseblüemli, Massliebchen, Augenblümcheni, Herzblümle,… Liebst du mich, liebst du mich nicht?”

Zum Schluss: Die Autorinnen, Danksagung, Literatur- und Rezeptverzeichnis

Die kurzen Portraits der Autorinnen habe ich bereits in der Einleitung beschrieben. Der abschliessende Dank, den alle Autorinnen für sich persönlich verfasst haben, rundet das Buch ganz wunderbar ab, bevor es zu den eher technischen Verzeichnissen geht.

Besonders gut finde ich den Inhalt der letzen Seite. Es werden dort kurze Hinweise zum Sammeln der Pflanzen gegeben. Und es wird für einen sorgsamen Umgang mit Wildpflanzen plädiert. Und natürlich auch betont, dass man nur essen soll, was man auch wirklich kennt. Das sollte eigentlich logisch sein, aber ist es wohl heute nicht. Viel lieber wird im Internet gefragt, ob man es essen kann. Manchmal juckt es mich in den Fingern, drunter zu schreiben “essen kann man alles, aber vielleicht nur ein einziges Mal”. Aber das mache ich natürlich nie, weil es nicht unbedingt nett ist 😉

Unter “Ofenmodus” wird erklärt, dass beim Backofen immer Umluft mit Vorheizen gemeint ist. Genau das fehlt oft in Back oder Kochbüchern, so dass ich manchmal etwas ratlos vor dem Ofen stehe und auch schon erstaunt war, wenn etwas viel schneller fertig wurde, als angegeben war. Diesen Punkt hätte ich mir allerdings am Anfang des Buches, in einer kleinen Einführung gewünscht. Damit es gleich klar ist, auch für diejenigen, die mit dem ersten Kuchen starten und nicht bis zum Schluss lesen.

Layout und Aufmachung von “Dahlienchips und Berberitzenreis”

Die Rezepte in “Dahlienchips & Berberitzenreis”

Eine etwas eigenwillige Darstellung haben die Rezepte, wie ich finde. Oben ein grosser Titel. Soweit so klar. Dann oben links die Zutatenliste und rechts, unten an der Seite angeschlagen, das Vorgehen in nummerierten Schritten. Bei sehr kleinen Rezepten “klebt” die Anweisung am unteren Rand, was mich etwas irritiert.

Oben an den Zutaten steht jeweils, für wie viele Personen das Rezept ist und wie lange Zubereitung, Backen oder Kühlung braucht. Zu unterst beim Vorgehen gibt es oft ein Tipp und je nach dem auch eine persönliche Erfahrung von Judith Gmür-Stalder. Beispielsweise bei der Preiselbeer-Lauch-Quiches: “In unserer Familie ist diese Quiche mit den sauren Beeren und dem cremigen Guss sehr beliebt.” Das finde ich äusserst hilfreich bei Rezepten und ist für mich durchaus ein Ansporn, etwas nachzukochen.

Die Grafik allgemein

Für meinen Geschmack etwas viele verschiedene Schriften und Schriftgrössen auf einer Seite. Das macht es einerseits interessant, andererseits auch etwas unruhig. Aber wie immer in gedruckten Texten, ist das reine Geschmacksache. Und darüber lässt es sich schlecht streiten.

Die Aufmachung

Das Buch “Dahlienchips & Berberitzenreis” ist, wie ich bereits in der Einleitung geschrieben habe, wunderschön. Es gibt bei praktisch allen Rezepten Bilder und auch von den Pflanzen Portraitbilder. Einmal mehr ist es für mich ein Buch, das so schön ist, dass ich es nur ungern in die Küche mitnehme. Schliesslich finde ich es schade, wenn es schmutzig wird. Ein wenig ein Dilemma, aber auch das lässt sich mit Phantasie lösen.

Das Vorsatzpapier ist dunkles Rotbraun und harmoniert wunderbar mit den roten Berberitzen auf dem auch eher dunklen Titelfoto. Vielleicht erscheint es einigen dadurch fast etwas dunkel oder düster. Mir gefällt es gut. Und wie immer freut mich natürlich das Leseband. Rundum ein schönes, wertiges Buch.

Mein Fazit zum Buch “Dahlienchips und Berberitzenreis”

Kein eigentliches Einmachbuch, auch wenn sich einige Rezepte durchaus für den Vorrat eignen. Theorie suchst du darin vergebens. Die Rezepte gehen von einfach bis sehr anspruchsvoll, oder man könnte auch sagen, dass für alle etwas dabei ist. Ich liebe die Pflanzenportraits, weil ich kurz auf einer Seite ganz viel über eine Pflanze lerne. Und auch weil es Kathrin Fritz poetisch schafft, immer wieder ganz andere Sinne zu aktivieren, als man es im klassischen Kochbuch erwartet.

Von mir bekommt das Buch “Dahlienchips und Berberitzenreis” 4,5* von 5*

Den halben Punkt ziehe ich für die komplexen Rezepte ab, bei denen man schon sehr versiert sein muss, damit sie mit der Anleitung gelingen. Und weil ich mir einen klareren roten Faden gewünscht hätte. Allenfalls nach Jahreszeiten oder nach Art der Gerichte. Aber das wirklich nur meine Ansicht. Vielleicht ist es auch genau das Überraschende, immer Abwechslungsreiche, das was der Reiz des Buches ausmacht. Ich mag es auf jeden Fall sehr und ziehe mich jetzt damit aufs Sofa zurück und tauche in die Fülle des Gartens ein.

In diesem Sinne: Herzliche Grüsse aus der Schreibküche

Frau Rührwerk

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