Wenn ich eine Botschaft an die ganze Welt senden könnte, wäre es…

Kistchen mit Erdbeeren

Das ist der Impuls der dritten Blognacht. Die Blognacht ist eine Initiative von Anna Koschinski von annakoschinski.de. Sie hat sich zum Ziel gesetzt jeden zweiten Freitag im Monat Menschen zum Schreiben motivieren. Man trifft sich über Zoom und schreibt für sich, und trotzdem nicht allein, an seinen Artikeln für den Blog. Ich habe beschlossen, dass ich heute den Impuls aufnehme, und darum schreibe ich heute über meine Botschaft an die Welt .

Braucht die Welt meine Botschaft?

Eine Botschaft an die ganze Welt, phuuu… Eine Botschaft an meine Rühr-Werk Welt, die habe ich. An die ganze Welt wohl eher nicht. Zu verschieden sind die Lebensumstände, wenn es ums Essen geht. Auf der Welt haben längst nicht alle die gleichen Grundvoraussetzungen, was Essen anbelangt. Wir sind hier in der Schweiz und den umliegenden Ländern (die meisten) sehr privilegier. Das ist mir sehr bewusst. An vielen Orten auf der Welt wäre ich als Mutter einfach froh, könnte ich meine Kinder ausreichend ernähren. Darum schreibe ich ganz einfach an dich. Du bist mir, wenn du das liest, am Nächsten.

Was mir zu denken gibt, ist wie wir einkaufen

Wir haben in der Schweiz einen Überfluss an Lebensmitteln. So viel, dass immer noch viel zu viel weggeworfen wird. Zu neudeutsch “Foodwaste”. Dafür gehört “Essen retten” mittlerweile zum guten Ton. Was, du hast noch keine To-good-to-go App? Nicht schlimm, ich weiss nicht mal wie sie funktioniert.

Was mir viel mehr zu denken gibt, ist was wir essen. Erdbeeren im März aus Spanien sind immer erhältlich. Die grossen beiden Discounter erklären, dass es der Kunde so wolle. Die ersten Spargeln sind hierzulande erfroren? Kein Problem, dann kaufen wir zur Überbrückung welche aus Californien oder Spanien. Egal wie es den Menschen geht, die unser Essen produzieren. Nicht wichtig, wie es der Umwelt geht. Ich will jetzt einfach Spargeln. Ich kann doch auch nix dafür, dass es keine regionalen hat.

Und alle sagen, ich wars nicht

Natürlich sagen jetzt alle: “Würde ich nie kaufen!” Genau das stinkt mir! Weil es gelogen ist! “Es hat mich halt grad so gluschtet”, sagen sie. Und ja, auch ich habe ab und zu mal etwas im Körbli was grad nicht aus der Schweiz kommt. Wenn man nicht immer genau schaut ist das ganz schnell passiert.

Und sind wir mal ehrlich: irgend jemand kauft all die Erdbeeren und Spargeln, sonst wären sie nämlich längst verschwunden. Oder denkst du irgend ein Laden kauft Dinge ein, von denen er zum Vornherein weiss, dass er sie nicht verkauft? Wohl eher nicht. Und dann haben wir ja noch die Grossverteiler Zeitungen, die schon Ende März die ersten Erdbeerrezepte bringen. Da müssen wir einfach welche haben. “Die waren sooo schön rot!”

Manchmal frage ich mich, ob wir wirklich noch alle Tassen im Schrank haben!

Ja wirklich! Sind wir noch ganz richtig im Kopf? Wir, damit meine ich uns Konsumenten! Wir müssten doch eigentlich zu Boykotten aufrufen. Alle konsequent auf solche Produkte verzichten. Wollen wir wirklich andere ausbeuten, die Umwelt zerstören und mit unserem Konsumverhalten einen riesigen Schaden anrichten?

Das ist doch mir egal, wer das Gemüse anbaut. Es muss grün und knackig sein. Und günstig. Wenn ich dann mal etwas wegschmeisse, weil ich zuviel gekauft habe, ist das ja nicht so teuer. So denken viele über Lebensmittel. Würden wir nachhaltig produziert, saisonal, regional und vor allem fair produziert einkaufen wäre es etwas teuerer. Aber es wäre dann auch zu schade zum Wegwerfen. Würden wir dann eigentlich wieder bewusster einkaufen und bewusster geniessen? Das ist die Frage, die ich mir immer wieder stelle. Und reicht es eigentlich für alle, wenn wir regional einkaufen wollen? Ich weiss es nicht.

Angebot und Nachfrage

Mit der Nachfrage müsste auch die Produktion gesteigert werden, so ist es immer. Es müssten neue Wege gefunden werden. Aber wir würden sie finden. Davon bin ich überzeugt. Es gibt mittlerweile viele Projekte und Arbeitsgruppen, die sich mit nachhaltiger Lebensmittelproduktion befassen. Der Ruf nach Lebensmitteln ohne Konservierungsmittel, künstliche Zusätze und viel Zucker wird immer lauter. Und das ist gut so.

Meine Botschaft an dich: Fang an!

Was können wir schon bewirken? Die Kollegin die im Februar Erdbeeren will, wird diese trotzdem kaufen. Auch wenn ich sie aufkläre. Das ist wohl leider so. Aber ich kann mich an der eigenen Nase nehmen. Ich kann überlegt einkaufen. Regional wo immer möglich und saisonal in jedem Fall. Wenn du Zeit hast, koch frisch und mit möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln. Es wird dir gut tun. Das Kochen und das Essen. Versuch nachhaltig einzukaufen. Frag nach, woher die Zutaten kommen. Und vor allem: Warte bis die Schweizer Erdbeeren reif sind!

Wasser predigen und selber Wein trinken?

Vielleicht hast du jetzt gerade gestutzt. Was ist mit all den Zitrusfrüchten für die preisgekrönten Fruchtaufstriche von Rühr-Werk? Wo kommen die her? Sicher nicht aus der Schweiz! Ja, das stimmt. Sie kommen aus Italien, Spanien oder die eine Bergamotte sogar aus Marocco. Alle werden in Kooperationen oder auf Obsthöfen angebaut, die nachhaltig arbeiten. Es wird gut zu den Mitarbeitenden geschaut und ökologische Landwirtschaft betrieben. Etwas anderes kommt mir nicht ins Glas. Da mache ich keine Kompromisse. Die Blondorangen kommen sogar aus einem privaten Garten. So kann ich hinter jedem meiner Produkte stehen.

Mach Lebensmittel haltbar, leg Vorräte an

Koch den Sommer in Gläsern ein, dörre den Herbst, konserviere den Frühling und iss im Winter Gemüse von hier. Vielleicht hast du wie ich noch tiefgekühlte Spargeln vom letzten Jahr? Viele Gemüse lassen sich sehr gut einkochen oder einfrieren. Lege dann Vorräte an, wenn Saison ist. Dann sind die Zutaten am Günstigsten und am Aromatischsten. Tomaten im Winter schmecken nach nix oder auf jeden Fall nicht nach Tomaten. Falls du noch keine Erfahrung hast, kann ich dir genrn helfen. In meinen Blogbeiträgen und im Haltbar ABC findest Du ganz viele Rezepte und Informationen. Oder melde dich für einen Kurs bei mir an. Dort lernst du alles, was du brauchst um schon im nächsten Winter deine eigenen Vorräte zu haben.

Und zum Schluss noch dies…

Nachhaltigkeit ist zwar grad trendig. Mag sein, aber aus meiner Sicht ist das die einzige Chance die wir haben. Wir haben nur diese eine Welt und wir haben eine Verantwortung! Uns, unseren Kindern und auch den anderern Menschen gegenüber. Es muss viel passieren! Aber es haben sich viele bereits auf den Weg gemacht. Wenn du meinen Blog liest bist du wahrscheinlich auch auf dem Weg. Das freut mich sehr, weil wir bereits im Kleinen etwas bewirken können. Wenn wir besser essen, geht es uns und der Welt besser, das ist meine Botschaft.

Was ist dir besonders wichtig? Worauf achtest du besonders? Hast du einen speziellen Tipp oder ein Anliegen? Ich freue mich über einen regen Austausch mit dir in den Kommentaren.

Saisonale Frühlingsgrüsse von einer nachdenklichen

Frau Rührwerk


Dazu passend

#blognacht #regional #saisonal

9 Meinungen zu “Wenn ich eine Botschaft an die ganze Welt senden könnte, wäre es…

  1. Pingback: 3 Monate Blognacht: Schreiben in der Gruppe | produktiv bloggen

  2. Inge Schumacher sagt:

    Liebe Karin,
    ups erwischt: Grüne Spargel hatten wir schon ein paarmal super lecker und auch Erdbeeren. Und haben es genossen.

    Was nicht bedeutet, dass Du nicht richtig liegst. Ganz und gar nicht. Wir versuchen das umzusetzen, was uns einfach fällt. Das schaffen wir dann auch nachhaltig.
    Meinem Mann habe ich vor Jahren zum Marmelade kochen inspiriert. Seit Jahren kaufen wir keine mehr und haben trotzem 10 Sorten im Keller. Oft selbst gepflückt oder aus dem Garten. Die normalen schmecken uns nicht mehr – zu viel Zucker, zu wenig Geschmack.
    Da bin ich ganz bei Dir. Es macht Spaß eine Beziehung zum Essen zu haben. Eine Freundin von mir hat Bienen. Von ihr gibt es Honig. Eine andere einen Walnussbaum. Da tauschen wir Marmelade gegen Nüsse.

    Wir kochen gerne frisch. Bei vielen Produkten wie Eiern und Milch gibt es nur bio. Ansonsten sind wir pragmatisch. Ich staune immer wieder was 5 fast erwachsene 5 Personen so alles essen können.
    Ganz liebe Grüße Inge

    • Frau Rührwerk sagt:

      Liebe Inge,
      vielen Dank für Deine Rückmeldung. Das mit dem Tauschen finde ich eine geniale Sache. Solche Geschäfte mache ich am allerliebsten. Vorallem wenn mir jemand Früchte bringt, tauschen wir oft gegen andere Sorten Marmelade. Und sogar in der Tauschbörse bei uns im Ort haben sich Rühr-Werke als Währung etabliert :-).
      Ich glaube, wer immer nur Marmelade im Supermarkt kauft, weiss gar nicht, was ihm für ein Genuss entgeht. Und wer Eingemachtes im Keller hat, kann jederzeit ein wunderbares Mitbringsel zusammenstellen. Ich liebe meinen “Kellerladen”.
      5 Erwachsene, wow, da geht sicher sehr viel weg. Bei Rührwerks sind es erst 3 und eine kleinere, das geht noch so. Aber das Pubertier kann auch ganz schön was verputzen. Und wenn dann noch Freundinnen oder Freunde dazukommen, dann werde ich wohl auch aufstocken müssen.
      Ganz herzliche Grüsse zurück, Frau Rührwerk

  3. Maria sagt:

    Mir ist eine nachhaltige Ernährungsweise auch wichtig.

    Jedoch ist es leider auch so, dass nur das Nachhaltigkeitslabel noch lange nichts über die Nachhaltigkeit in der Verarbeitung des Produktes aussagt.
    Wir werden in dem Punkt einfach nur verarscht.

    • Frau Rührwerk sagt:

      Wie wahr liebe Maria!
      Labels helfen Produkte zu verkaufen. Ja, es macht da und dort Sinn. Vorallem wenn man Produkte in verschiedenen Qualitäten nebeneinander hat. Die Frage für mich ist einfach viel mehr, brauche ich wirklich Biogemüse aus Weitfortistan, oder kann ich das gleiche auch beim Bauern im Dorf kaufen? Meine Produkte sind übrigens ganz bewusst nicht zertifiziert, obwohl ich bei den Zitrusfrüchten alles Demeter und Bioprodukte verwende und bei den Früchten aus der Schweiz oft ungespritzte aus Gärten bekomme. Wäre ich biozertifiziert, dürfte ich ungespritzte Rhabarbern beispielsweise nicht mehr verwenden, weil sie nicht zertifiziert sind. Ich glaube es ist viel wichtiger bewusst einzukaufen, als alles mit Label vorbehaltlos in den Einkaufswagen zu legen. Ja, das ist etwas anstrengend, aber ich finde, es lohnt sich.
      Liebe Grüsse Frau Rührwerk

  4. Margaretha Schedler sagt:

    Liebe Karin,
    Du schreibst mir aus dem Herzen. Ich konnte hautnah den Wandel in die Genussgesellschaft miterleben, ob im Obst- und Gemüsegeschäft meiner Eltern, oder im eigenen Bäckerladen. z.B. “was, sie haben keine Breze mehr?” und das Abends vor Ladenschluss.
    Meines Erachtens liegt es nicht nur am Überfluss, sondern am Bewusstsein in Punko Lebensmittel in unserer Gesellschaft allgemein, da gehe ich mit Dir ganz konform. Mein Verhalten verändert halt doch, wenn auch nur ein wenig die Welt, davon bin ich überzeugt.
    Alles Liebe und Gute
    Margaretha

    • Frau Rührwerk sagt:

      Danke liebe Margaretha,
      ja, mein Verhalten verändert etwas, wenn auch nur ein klitzekleines Bisschen. Aber viele Bisschen geben auch irgendwann etwas grosses. Es wäre toll, wenn da alle verstehen würden. Statt billig, grösser und mehr!
      Und ich verändere mich auch. Mein Einkaufsverhalten hat sich verändert und ändert sich stetig weiter. Immer neu verhandle ich mit mir selber, ob ich das oder jenes überhaupt brauche und so wie es angeboten wird noch kaufen möchte. Und wenn es keine Breze mehr hat, backe ich halt selber welche 😉
      Auch Dir alles Liebe
      Frau Rührwerk

  5. Anna Hupe sagt:

    Liebe Karin, danke für diese wertvollen, klaren Worte! Das regionale Einkaufen genieße ich hier in Deutschland wieder sehr. In Finnland gab es das auch. Aber es war über facebook organisiert. Die Produzenten stellten ihre Ware ein, ich konnte gezielt bestellen und nur das wurde produziert oder frisch geerntet. Ich konnte es dann zu einer bestimmten Zeit auf einem Parkplatz abholen. Was mir dabei fehlte war die sinnliche Komponente und das “mich inspirieren und locken” lassen, was ich auf dem Markt habe oder bei unseren Bauern um die Ecke. Mir fehlte auch, dass ich nicht sah, wo angebaut wurde oder wie die Menschen lebten. Das finde ich hier in Franken ganz wunderbar. Es entsteht eine Beziehung zum Bauern, wo ich regelmäßig kaufe. Ich sehe die Kühe, von denen wir ein ganz kleines Stückchen irgendwann essen werden. Ich sehe die Liebe, Arbeit und den Idealismus, mit dem das alles betrieben wird. Und das kaufe ich gern mit. Und ich liebe es, dass ich bei meinem Bauern mit einem Korb voll Obst und Gemüse heimkomme ohne auch nur ein winziges Stückchen Plastik. Und für die Kinder war es auch ein toller Einkauf. Und Erdbeeren schmecken frisch vom Feld auch einfach am Besten. Vor allem nach so einer langen Zeit des Wartens. Liebe Grüße von Anna

    • Frau Rührwerk sagt:

      Liebe Anna, genau das Sinnliche ist doch so wichtig! Gerade auch für die Kinder. Wer kennt es denn heute noch, auf einen Kirschbaum zu steigen und die warmen, prallen Früchte direkt in den Mund zu stecken? Das mit dem Parkplatz in Finnland tönt lustig. So als ob da ganz heisse Ware übergeben würde. Schade, dass man nicht zu den Produzenten selber kann. Aber da werden die Höfe wohl nicht so nah sein, wie bei uns.

      Die Beziehung zu meinen Bauern ist mir auch extrem wichtig. Vor allem für meine Rühr-Werke gehe ich praktisch immer auf den Hof, oder Kunden bringen mir ihre Früchte, die sie selber nicht mehr verarbeiten können. So weiss ich genau, wie angebaut wird. Das ist auch der Grund, warum es viele Kunden so schätzen, wenn ich wiedermal an einem Marktstand anzutreffen bin. Ich kenne sozusagen alle meine Früchtchen persönlich 😉
      Liebe Grüsse zurück, Frau Rührwerk

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