Zuckerkonsum – Das sagt die Ernährungsberaterin

Das Wort Zucker mit Zucker auf einer schwarzen Unterlage geschrieben

Zuckerfrei?

Ich behaupte zuckerfrei ernähren ist unmöglich! Allenfalls ist es möglich auf weissen raffinierten Rübenzucker zu verzichten, aber zuckerfrei? Zucker kommt als natürlicher Stoff, in den allermeisten Erzeugnissen aus der Natur vor. Zwar in verschiedenen Formen, aber in allem das in der Natur wächst ist Zucker. Mal mehr, mal weniger, mal als komplexeres Molekül, mal als einfacheres. Um der Frage, wie man mit seinem Zuckerkonsum umgehen soll, auf den Grund zu gehen, habe ich einiges für dich zusammengetragen.
  

Ohne raffinierten Zucker leben

Kannst du machen. Es braucht Zeit und Wissen. Du muss im Laden jedes verarbeitete Produkt anschauen. Vergleichen, lesen und Alternativen suchen. Irgendwann wirst Du vieles selber machen oder darauf ganz verzichten. Und du kannst natürlich Alternativen zum Industriezucker verwenden. Für den Kuchen Dattelsüsse, für den Fruchtaufstrich Xylit oder andere Ersatzstoffe. Du kannst dich vernetzen, nachlesen und mit gleichgesinnten auf sozialen Medien austauschen. Kann man alles machen. Wie alle anderen Lifestyles auch. Es liegt mir fern darüber zu urteilen. Ich bewundere es eher, weil ich es mir nicht in letzter Konsequenz vorstellen kann. 

Rübenzucker im Körper

Zucker gehört zu den Kohlenhydraten. Weisser Haushaltzucker ist ein Zweifachzucker, genannt Saccharose. Saccharose besteht aus Glucose und Fructose.
Chemisch gesehen besteht Zucker aus diversen Kohlenstoff-, Sauerstoff- und Wasserstoffatomen.

Im Körper wird alles zu Glucose abgebaut, war faktisch Traubenzucker entspricht (darum wird Traubenzucker auch so schnell aufgenommen ;-). Glucose dient als wichtiger Energielieferant für alle Zellen. Und wie immer, ist es eine Frage der Balance. Wenn diese nicht stimmt, stimmt auch das Gleichgewicht im Körper nicht. Und dabei spielt es nicht so eine grosse Rolle, woher der Zucker kommt. Es ist wie schon Paracelsus sagte:  Die Dosis macht das Gift. 

Soweit so gut. Dann lassen wir doch einfach den Zucker weg und nehmen etwas anderes, was süss ist. 

So sinnvoll sind solche Ersatzstoffe aus ernährungstechnischer Sicht

Die Ersatzstoffe haben mich im Experiment begleitet, darum habe ich zum Abschluss meines Experiments eine Expertin befragt.
Meine Schwester Regula Herzog ist Ernährungsberaterin FH SVDE, und arbeitet als Ernährungstherapeutin am Kantonsspital in Chur. Sie sagt Folgendes: 

  1. Wenn man den Zucker für die Gewichtsreduktion weglassen möchte, ist der Grundsatz ein ganz einfacher: Weniger zu sich nehmen und nicht durch Ersatzstoffe ersetzen. 
  2. Wenn man ihn aus gesundheitlicher Sicht weglassen möchte, dann das durchaus Sinn machen, wenn man die Zusammenhänge versteht. 
  3. Ersatzstoffe sind oft nicht sinnvoll, oder nur bedingt.

Hochraffinierte Ersatzzucker

Das sind keine wirklich guten Alternativen zu weissem Zucker. Vor allem zur Gewichtsreduktion funktionieren sie nur, wenn man allgemeinen weniger Nahrung zu sich nimmt. Ausserdem haben sie andere, noch nicht restlos erforschte Wirkungen auf unseren Körper. 

Xylit

So hat zum Beispiel Xylit (E 967) zwar etwa ein Viertel weniger Kalorien als Rübenzucker und lässt den Blutzucker nicht so schnell ansteigen. Bei vielen Personen hat er eine negative Wirkung auf den Verdauungstrakt. Mehr dazu im Zuckerartikel vom 21.09.2020

Xylit wird hauptsächlich aus Holzresten oder anderen landwirtschaftlichen Reststoffen wie Mais oder Zuckerrohr hergestellt. In einem aufwändigen Verfahren wird Xylose mit chemischen Zusätzen aufgespalten. Hier findet ihr eine Erklärung der deutschen Verbraucherzentrale.

Ausserdem verleitet Fruchtaufstrich mit Xylit dazu, einfach ein Brot mehr zu essen, weil es ja weniger Einfluss auf den Blutzucker hat. Dieser steigt zwar weniger und langsamer an, bleibt aber dafür länger hoch. Und mit dem zweiten Brot nimmst du mehr Kohlenhydrate zu dir, als du eigentlich geplant hattest. Also nichts gewonnen. Das gleiche gilt auch für Erythrit. 

Erythrit

Erythrit  (E968) wird heute aus Saccharose oder anderen einfachen Zuckern und teilweise genveränderten Pilzen hergestellt. Diese verstoffwechseln den Zucker und wandeln ihn in den  Zuckeralkohol Erythrit um. 
Spannend ist auch, dass mittlerweile ein Patent angemeldet wurde, das Erythrit als Insektizid zulässt. Wenn Fruchtfliegen davon essen, sterben sie nämlich. Nicht gerade beruhigend! Dafür hat es keine Kalorien und praktisch keinen Einfluss auf den Blutzucker. 

Fructose die vermeintlich die gesunde Alternative

Fruchtzucker (Fructose) hat ebenfalls einen tiefen Glykämischen Index, das heisst auch er lässt den Blutzucker langsamer ansteigen. Das Gute ist, er kommt natürlich in Früchten und Gemüsen vor. Allerdings muss deine Leber die Fructose erst in Energie umbauen. Das hat zur Folge, dass sie nicht gleichzeitig Fett abbauen kann. Es kommt in der Folge zu einer Störung im Fettstoffwechsel, was wiederum zu einer Einlagerung des Fettes führen kann und schlussendlich zu einer Gewichtszunahme. 

Endlich die Gute Nachricht

Wenn du bewusst weniger Produkte zu dir nimmst, denen Zucker zugesetzt wurde,  reduzierst du automatisch auch die Fettmengen, die du zu dir nimmst.
Heute weiss man, dass die Fettverdauung die Entzündungsmediatoren ansteigen lässt. Wenn du also weniger Zucker, und darum auch weniger Fett konsumierst, wirst du dich  durchaus besser fühlen, weil dein Körper weniger anfällig für Entzündungen ist und vorhandene Entzündungsherde besser abheilen.

Das Fazit aus Sicht der Ernährungsberaterin

  • Wer auf Zucker verzichten will muss konsequenterweise auch auf alle Alternativen verzichten.
  • Aus ökologischer Sicht sollte man nicht zu Alternativen aus fernen Ländern greifen. 
  • Zuckerfreie Ernährung ist faktisch nicht möglich. 
  • Zuckerbewusste oder zuckerreduzierte Ernährung macht aus gesundheitlichem Aspekt Sinn.
  • Wer stark verarbeitete Produkte meidet, nimmt automatisch weniger Zucker zu sich.
  • Weniger ist mehr und ist gesünder. 
  • Und nicht zuletzt erlebt man Geschmack intensiver und geniesst bewusster wenn man den Zucker bewusst reduziert.  

Vielen Dank liebe Regula für deine Einschätzung und deine Erklärungen. Bei Fragen komme ich gerne wieder auf dich zu. 

Mein Fazit zum Zuckerexperiment

Ich habe die letzten Wochen viel über Zucker gelernt. Ich werde dem Rat “weniger ist mehr” folgen und werde meinen Konsum bewusst reduzieren. Meine Fruchtaufstriche enthielten übrigens schon immer nur ca. einem Drittel Zucker. 

Ein totaler Verzicht ist für mich nicht das Ziel. Saisonal, regional, selber hergestellt und  bewusst Geniessen. So muss für mich Essen sein. 

Dein Fazit

Was sind Deine Zuckerüberlegungen oder deine Überzeugungen, wenn es um Zucker geht? Lass uns in den Kommentaren diskutieren, ich bin gespannt.

Und zum Schluss noch dies

Letzte Woche habe ich in meinem Blogartikel darüber berichtet, wie meine erste Begegnung mit einem Xylitfruchtaufstrich verlaufen ist.

Jetzt habe ich es getestet: Xylit in Fruchtaufstrich mit Zitronensäure funktioniert auch. Ich habe einen Zwetschgenaufstrich mit Zitronensäure gekocht. Das kalte unangenehme Gefühl im Mund das ich beim ersten Mal hatte, hat anscheinend auch nichts mit der Zitronensäure zu tun.

Meine Schlussfolgerung ist, Xylit für Fruchtaufstrich geht sowohl mit Zitronensaft, wie auch mit Zitronensäure. Ich persönlich bevorzuge allerdings immer den Saft von frischen Zitronen. Und jetzt schliesse ich ab. Die “Zitronensache” ist schon wieder Stoff für einen eigenen Artikel, den ich allerdings noch nicht geschrieben habe 😉 

Herzliche Grüsse aus der Genuss-Zentrale

Frau Rührwerk 

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