Geburtstagskuchen haben für mich eine besondere Bedeutung. Das hatten sie immer. Bei uns zu Hause war es eine wichtige Tradition, dass Mama einen Kuchen gebacken hat. Keine wahnsinnig tolle Torte. Nix mit Fondant und Schnickschnack. Ein solider guter Kuchen. Eine leckere Pfarrhaustorte s. Beitragsbild (zum Rezept von Betty Bossi) oder ich erinnere mich, dass es früher eine Aargauer Rüeblitorte, was eine Spezialität ursprünglich aus dem Kanton Aargau ist, und mit Karotten gemacht wird (zum Rezept von Streusel.ch). Und das Wichtigste auf der Torte waren die Rüebli aus Marzipan. Im Cake wurden diese “eingepflanzt”. Auf der Torte lagen sie drauf.
Die Zeremonie
Die Kerzen sind zentral. Es ist wichtig, dass diese schon in der Küche angezündet werden. Dann trägt man den Kuchen mit den brennenden Kerzen ins Esszimmer und alle beginnen zu singen. Wenn es Abend ist, wird sogar noch das Licht gelöscht. Und dann bläst das Geburtstagskind die Kerzen aus und wünscht sich im Stillen etwas. Die Gäste klatschen. So muss es sein. Dann wird der leckere Kuchen gegessen. Müsste es sein…
An meinem 30igsten
Es war ein tolles Fest mit einem reichhaltigen Buffet und auch einem schönen Dessertbuffet. Es hatte sich längst eingebürgert, dass man sich einmal im Jahr bei mir zum Feiern trifft. Ich hatte jeweils sogar Gäste, die dich sonst nicht kannten, aber sich jedes Jahr auf meinen Geburtstag freuten, weil sie die anderen wieder trafen.
Mein Kuchen war ein Rüeblicake. Wie es sein muss mit weisser Zitronenglasur und eingesteckten Rüebli. Soweit so gut. Es blieb ein halber Kuchen übrig, weil der Tradition entsprechend alle etwas fürs Dessertbuffet mitgebracht haben. Diesen habe ich in die Küche gestellt und dachte, den könnte ich am nächsten Tag ins Büro mitnehmen. Dachte ich! Falsch gedacht! Irgend ein Gast hatte alle Marzipanrüebli rausgeklaut und ich hatte jetzt einen halben Kuchen mit Löchern! Den kann man ja wohl nicht mitbringen!
Für später
Da blieb nur eine Lösung. Wusstest du, dass du Kuchen perfekt einfrieren kannst? Dafür schneidest du den Kuchenrest in Mundgerechte Stücke. Auf einem Backpapier einfrieren und sobald die Stücke angefroren sind, kannst du sie in eine Tupperdose packen. So kannst du sie einzeln zu einer Tasse Kaffee geniessen.
An meinem 40igsten
Mittlerweile waren die alljährlichen Parties eingeschlafen. Zwischenzeitlich war ich zu meinem Mann in eine Wohnung mit kleinerem Wohnzimmer gezogen. Im ersten Jahr habe ich die Party noch gegeben, aber dann hat sich das im Sand verlaufen, wie man so schön sagt. Die legendäre Party gab es nicht mehr. Wobei, warum eigentlich nicht? Ich werde mir überlegen, ob ich nächstes Jahr wieder damit anfangen soll.
An meinem Vierzigsten wollte ich aber wieder mal eine Party. Mittlerweile waren wir in unser Haus gezogen und hatten wieder Platz. Als habe ich eingeladen. Geputzt, gekocht und meine Mama hat gebacken. Meine liebe Freundin Gisela half mir beim Drumherum und war auch am Abend in der Küche am Werkeln. Das haben wir mittlerweile eingeführt. Wenn eine von uns ein grosses Fest hat, hilft die andere mit, so dass die Gastgeberin sich um die Gäste kümmern kann. Eine geniale Arbeitsteilung, wie ich finde.
Dann kam der Moment mit dem Kuchen. Mein Mann marschiert mit dem Kuchen aus der Küche ohnen die Kerzen angezündet zu haben! Katastrophe! Das geht gar nicht! Wenn ich mich recht erinnere, habe ich gestoppt und darauf bestanden, dass die Kerzen in der Küche angezündet werden. Und zwar ziehmlich vehement, so dass mich meine Schwiegermutter sehr fragend anschaute. Aber für mich war das wirklich eine Katastrophe. So, dass ich mich heute, ein paar Jährchen später immer noch daran erinnere.
Diese Jahr: Der Gesunde
In den letzten Jahren gab es schöne Geburtstage und andere. Ein ganz toller vor zwei Jahren, als mein Mann ein Überraschungsfest für mich organisierte. Einen ganz üblen letztes Jahr, als wir alle mitten im Lockdown wegen Corona steckten.
Dieses Jahr, immer noch mit Corona, ein schöner Tag. So viele liebe Menschen haben an mich gedacht. So viele Nachrichten haben mich erreicht. Blumen, Geschenke, ein wenig Besuch und am Abend wir als Familie gemütlich zusammen.
Nur der Geburtstagskuchen. Der war “gesund” mit Vollkornmehl und entweder Rohrzucker oder Zuckerersatz, dass konnte ich nicht einordnen. Gefreut habe ich mich sehr. Darüber, dass meine Mama da war und wir gemütlich zusammen Kaffeetrinken konnten. Das ist mit der Coronasituation plötzlich gar nicht mehr so selbstverständlich. Auch über den Kuchen. Und mit Kaffee und Schlagrahm (steif geschlagene Sahne) war es gar nicht so schlecht.
Aber! Es gibt zwei Sachen die müssen überhaupt nicht gesund sein: Weihnachtsplätzchen und Geburtstagskuchen! Da darf man weder an Zucker sparen, noch “gesundes” Mehl verwenden. Das muss genau so sein, wie es immer geschmeckt hat. Das muss nach Kindheit schmecken. Das muss Genuss pur sein. Lieber kleinere Plätzchen, aber mit genau dem Gewicht an Zucker, welche im Rezept steht. Und zwar richtigem Rübenzucker. Das ist extrem wichtig für mich.
Und zum Schluss noch dies…
An Zucker sparen kann man das ganze Jahr. In Tomatensauce gehört meiner Meinung nach kein Zucker. Auch nicht ins Brot und bei vielen Lebensmitteln gibt es durchaus gesunde Alternativen. Bei Konfitüre ist es sogar genusssteigernd wenn man nur so viel Zucker wie nötig verwendet. Man unterstützt so die Süsse der Früchte, aber überdeckt sie nicht. Zuviel an Zucker überdeckt das Aroma der Frucht. Darum stelle ich Fruchtaufstriche mit maximal 42% Gesamtzucker her. Nach Lebensmittelgesetz gilt eben in der Schweiz Konfitüre die unter fünfzig Prozent Zucker beeinhaltet als Fruchtaufstrich und muss so deklariert werden.
Aber am Geburtstag und an Weihnachten wird im Haus Rühr-Werk nicht gespart. Genuss hat dann Vorrang! Und wenn du jetzt denkst, mein Artikel sei heikel für meine Beziehung zu meiner Mutter, kann ich dich beruhigen. Wir haben das besprochen und schmunzeln darüber.
Gibt es bei dir auch Geburtstagstraditionen? Oder gibt es Dinge, die trotz Nachhaltigkeit und gesund angepasster Küche so sein müssen wie früher? Schreib mir einen Kommentar und erzähl mit davon!
Ganz herzliche Grüsse
Frau Rührwerk